Schwalben im Vergleich

In Bayern gibt es vier verschiedene Schwalbenarten: Mehl- und Rauchschwalbe sowie Felsen- und Uferschwalbe. Mehl- und Rauchschwalbe sind die häufigsten und gehören zu den typischen Gebäudebrütern, weshalb sie in diesem Handbuch im Mittelpunkt stehen.

Dem Volksmund nach sollen Schwalben jenen Höfen Segen bringen, unter deren Dächern sie Nester bauen. Leider werden Rauch- und Mehlschwalbe immer seltener. In Bayern stehen sie mittlerweile auf der Vorwarnliste der Roten Liste (LfU 2016). Um Schwalben effektiv schützen zu können, ist es wichtig, ihre Gewohnheiten und Lebensweisen zu verstehen.

Mauersegler sind keine Schwalben, werden jedoch oft mit ihnen verwechselt. Diese faszinierenden Vögel verbringen fast ihr gesamtes Leben in der Luft und schlafen und trinken sogar im Flug. Was sie von den heimischen Schwalben unterscheidet erfahren Sie im Schwalben-Vergleich.

Unterschied Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Mauersegler | © LBV/Hanna Wüpping © LBV/Hanna Wüpping
Merkmale von Rauchschwalben, Mehlschwalben und Mauersegler – LBV/Hannah Wüpping

Schwalben gehören zu den Singvögeln und kommen sowohl im ländlichen als auch städtischen Raum vor. Auf den ersten Blick sind sie sich mit ihrem fast gänzlich schwarzen Gefieder sehr ähnlich: Die Rauchschwalbe ist jedoch leicht erkennbar an ihrer dunklen, kaminroten Kehle, der schwarz-blau schimmernden Oberseite und den zwei langen Schwanzanhängen. Mehlschwalben haben dagegen eine weiße Kehle und bevor die Schwanzfedern beginnen, oberseits einen weißen Streifen, auch Bürzel genannt.

Mehlschwalbe

Mehlschwalbe auf schlammigem Boden | © H. u. H. Zinnecker © H. u. H. Zinnecker

An der Oberseite ist die Mehlschwalbe schwarz. Unterseite und Bürzel schneeweiß, Schwanz gegabelt, aber ohne Spieße. Mantel und Schultern glänzen blauschwarz. Sie brütet ursprünglich an steilen Felsen und Klippen.

Baut ein geschlossenes Lehmnest mit schmalem Einschlupf außerhalb von Gebäuden. Meist in Kolonien.

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Rauchschwalbe

Rauchschwalbe auf einem Kabel | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Sehr schlanker Vogel mit tief gegabeltem Schwanz, blauschwarzem Rücken und weißem Bauch. Kehle, Kinn und Stirn sind charakteristisch braunrot. Die Flügel der Rauchschwalbe sind lang und spitz. Sehr wendige und schnelle Flieger, gleiten nicht so oft in langen ruhigen Bögen wie die Mehlschwalben. Brüten gerne in dörflichen Strukturen und kleinbäuerlichen Betrieben. 

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Mauersegler

Mauersegler im Flug | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Der Mauersegler ähnelt den Schwalben, ist aber mit diesen nicht verwandt. Mit einer Flügelspannweite von über 40 Zentimetern sind Mauersegler erheblich größer als unsere heimischen Schwalben. Sie haben lange, sichelförmige Flügel und einen kurzen, gegabelten Schwanz. Bis auf die grauweiße Kehle ist das gesamte Gefieder bräunlich bis schwarz. Der Schnabel und die Füße sind schwärzlich.

Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben im Flug. Sie trinken und schlafen sogar in der Luft.

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Andere Schwalbenarten

Hier finden Sie andere heimische Schwalbenarten, die seltener zu beobachten sind.

Unterscheidung anhand des Brutplatzes

Brutplatz Von Rauchschwalben, Mehlschwalben und Mauersegler | © LBV/ Hannah Wüpping © LBV/ Hannah Wüpping
Brutplatz von Rauchschwalben, Mehlschwalben und Mauersegler

Da Mauersegler wie Rauch- und Mehlschwalbe auch an Gebäuden brüten und den Schwalben ähnlich sehen, können sie mit diesen verwechselt werden. Anders als Rauch- und Mehlschwalben bauen sie jedoch keine eigenen Nester, sondern suchen sich Gebäudenischen zum Brüten. Mauersegler haben eine sichelförmige Silhouette und sind ganz bräunlich-schwarz, ohne weiße Flecken. Lediglich an der Kehle haben sie, je nach Alter, leicht hell-gräulich gefärbte Federn.

Auch an ihrem Brutverhalten unterscheiden sie sich. Mit 12 bis 14 Wochen bleiben Mauersegler deutlich kürzer bei uns und fliegen bereits recht früh wieder in ihre Überwinterungsgebiete. Schwalben dagegen bleiben 20 bis 26 Wochen im Brutgebiet (Südbeck, et al., 2005). Zudem brüten Mehlschwalben unter Dachvorsprüngen am Gebäude mit kurzen Abständen zwischen den Nestern. Rauchschwalben brüten in Gebäuden wie Ställen, Scheunen. Mauersegler suchen ihren Brutplatz in Städten und Dörfern unter Dächern und in Mauerlöchern, wo sie kleine runde Nester für ihre Jungen bauen.

Brutplatz und Aufzucht

Schwalben sind Kulturfolger, die sich hervorragend an ländliche Lebensräume und das Leben als Gebäudebrüter angepasst haben. Auch anhand ihrer Nester lassen sich die zwei häufigsten Schwalbenarten unterscheiden: Mehlschwalben bauen ihre Nester stets an der Außenfassade von Gebäuden und versehen sie mit einem kleinen Einflugloch. Rauchschwalben bevorzugen warme, windgeschützte Orte wie Ställe, Scheunen oder geschützte Arkaden, in denen sie ihre Lehmnester mit Stroh und Haaren in einer Halbschalenform errichten. Landwirt:innen haben somit nicht nur einen erheblichen Einfluss auf die Kulturlandschaft, sondern auch auf viele Kulturarten wie die Schwalben, die auf die Duldung durch Landwirt:innen und Hausbesitzer:innen angewiesen sind.

Mehlschwalben sind Koloniebrüter und bevorzugen gesellige Gemeinschaften. Sie bauen ihre Nester dicht beieinander, während Rauchschwalben tendenziell etwas Abstand zu ihren Nachbarn halten. Zwar gibt es auch hier vereinzelt Ausnahmen, doch generell zeigen Rauchschwalben ein ausgeprägtes Revierverhalten und gestatten nicht immer, dass weitere Paare in ‚ihrem‘ Stall nisten.

Deutliche Unterschiede zwischen den beiden Arten sind auch bei der Aufzucht der Jungen zu sehen. Die Mehlschwalben kümmern sich gleichberechtigt um den Nistplatz, die Brut und die Aufzucht der Jungen. Die Partner bleiben während der Brutzeit zusammen. Bei der Rauchschwalbe hingegen wählen die Männchen den Nistplatz, während die Weibchen für das Bebrüten der Eier zuständig sind. Rauchschwalben sind in der Regel nicht nur ihrem Brutplatz, sondern auch ihrem Partner treu. Ein Partnerwechsel erfolgt meist nur, wenn der Partner verloren geht. Aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate von etwa 67 % ist ein solcher Verlust jedoch im Folgejahr sehr wahrscheinlich. Mehlschwalben hingegen bleiben nur für eine Brut treu. Bei einer Zweitbrut in derselben Brutsaison wird somit häufig ein neuer Partner gesucht.

Jahreszyklus von Rauch- und Mehlschwalbe

Das Schwalbenjahr auf einem Blick | © LBV/ Kimberly Wilhelms © LBV/ Kimberly Wilhelms
Das Schwalbenjahr auf einem Blick

Schwalben gelten als Frühlingsboten. Zuerst kommen Anfang April die Rauchschwalben, gefolgt von den Mehlschwalben etwa zwei Wochen später. Sie sind sehr treu gegenüber ihren Brutplätzen. Wenn sie einmal als Jungvögel einen Platz gefunden haben, kehren sie, auch wenn die Bedingungen schlechter werden, oft wieder dorthin zurück – manchmal sogar zum gleichen Nest.

Schon während ihrer ersten Reise ins Überwinterungsgebiet suchen die jungen Schwalben ihren Brutplatz aus. Mehlschwalben sind besonders ortstreu und bauen ihren Brutplatz in der Nähe des Elternnests, meist nur wenige Meter entfernt, aber manchmal auch bis zu 300 Meter entfernt. Rauchschwalben ziehen es vor, etwas weiter entfernt zu brüten, oft mehrere Kilometer vom Geburtsort. In seltenen Fällen kann ihr Brutplatz auch bis zu 300 km entfernt liegen.

Hinweise auf einen möglichen Brutverdacht liefern frische Kotspuren unter dem Nest. Ebenso deuten auch singende Altvögel oder adulte Tiere, die an den Nestern bauen, auf ein mögliches Brutgeschehen hin. Besonders Rauchschwalben bauen ihre Nester jedes Jahr ein Stück weiter an.

 

 

Rauchschwalbe

Hirundo rustica

Mehlschwalbe

Delichon urbicum Syn.: Delichon urbica

Brutdauer

14-16 Tage

Bei schlechtem Wetter bis 29 Tage

14-15 Tage

Bei schlechtem Wetter bis 22 Tage

Ausfliegen der Jungen

Nach 20-24 Tagen

Nach 26-29 Tagen

Versorgung der flüggen Jungen

Noch 2 Wochen

Noch eine Woche

Brut

1-3 Jahresbruten mit je 2-6 Eiern

1-2 Jahresbruten mit 4-5 Eiern

Aussehen

Oberseite schwarz, Unterseite rötlich-weiß, rostbraune Färbung auf Stirn und Kehle; lange Schwanzspieße

Oberseite blauschwarz mit weißem Bürzel, Unterseite reinweiß; Schwanz gegabelt

Nester

Schalenartiges Nest aus Lehm, Heu und Tierhaaren IN Gebäuden mit Abstand zueinander

geschlossenes Mörtelnest kolonieartig AN Gebäuden mit kleinem Einflugloch

Flugverhalten

Eleganter Flug mit geringerer Flügelschlagfrequenz, oft bodennah, häufig am Wasser

Nahrungssuche oft in größerer Höhe, Flug mehr gleitend, höhere Flügelschlagfrequenz, steigt oft plötzlich mit schwirrenden Flügelschlägen auf

Die LBV-Hotline für alle Naturschutzfragen

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