Grünfinkensterben in Bayern
Übertragung an kontaminierten / verseuchten Futterstellen
Meist passiert es im Sommer, dass wir vermehrt Meldungen zu erkrankten oder toten Grünfinken bekommen. Dabei wird von apathisch wirkenden oder bereits verendeten Grünfinken, in seltenen Fällen auch von anderen Arten, stets in der Nähe von Futterstellen berichtet.

Es ist davon auszugehen, dass die gemeldeten Grünfinken mit dem einzelligen Erreger „Trichomonas gallinae“ infiziert sind. Im Sommer 2009 trat erstmals in größeren Teilen Deutschlands eine Infektion bei Finken auf. Nach Schätzungen des LBV-Partners NABU starben 2009 etwa 70.000 bis 80.000 Grünfinken an der für diese Art tödlichen Krankheit. Auch Buchfinken, Bergfinken und der potenziell gefährdete Schneesperling1 können betroffen sein, wie auch verschiedene Taubenarten.
1 Dirren, S., Borel, S., Wolfrum, N., & Korner-Nievergelt, F. (2022). Trichomonas gallinae infections in the naïve host Montifringilla nivalis subsp. nivalis. Journal of Ornithology, 163(1), 333-337.
Futterstellen reinigen, Fütterung unterbrechen, auf Silos umstellen

Infizierten Vögel produzieren exzessiv Speichel, in dem sich der Parasit befindet, und verseuchen damit Wasser- und Futterstellen. Neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander kommt so vor allem Trinkwasser an Futterstellen als Infektionsquelle in Frage, in dem der Erreger bei sommerlich warmen Temperaturen bis zu 24 Stunden überleben kann. Hier besteht eine extreme Ansteckungsgefahr. Nur ein kranker Vogel kann hier schnell viele andere Vögel infizieren.
Futterstellen und Tränken, in deren Nähe kranke oder tote Vögel gefunden werden, sollten sofort geschlossen und gründlich gereinigt werden. Erst nach ein paar Tagen oder bei kühleren Temperaturen kann wieder mit der Fütterung begonnen werden . Außerdem ist es ratsam, auf Silofütterung umzustellen. Dadurch kommen die Vögel weniger mit Futter in Berührung, das von kranken Vögeln berührt wurde.
Mit dem Trichomonaden-Erreger infizierte Tiere zeigen folgende Symptome: Schaumiger Speichel, der die Nahrungsaufnahme hemmt, großer Durst, scheinbare Furchtlosigkeit.
Eine Medikamentengabe ist nicht möglich, da Wirkstoffe bei freilebenden Tieren nicht dosiert werden können. Die Infektion verläuft für den Vogel immer tödlich.
Für Vögel tödlich - Aktuell keine Gefahr für Mensch & Haustier
Nach Auskunft von Tierärzten besteht für Menschen, Hunde und Katzen keine Infektionsgefahr. Aus bisher unbekannten Gründen scheinen auch die meisten anderen Vogelarten wesentlich weniger empfindlich auf den Erreger zu reagieren als Grünfinken.
Seit 2009 trat die Krankheit in jedem Jahr wieder auf, sobald anhaltend sommerliche Temperaturen herrschen. Je länger das warme Wetter anhält, desto mehr breitet sich die Krankheit aus.
In Deutschland leben rund zwei Millionen Brutpaare, also im Sommer geschätzt über zehn Millionen Grünfinken, Eltern und Jungvögel eingerechnet. Ein Ausbruch von Trichomonosis kann allerdings lokal einen negativen Einfluss auf die Population haben, wie auch eine wissenschaftliche Untersuchung im UK zeigen konnte2.
Verdachtsfälle aus Regionen sollten den Kreisveterinären angezeigt werden und tote Vögel dort als Proben angeboten werden, damit das Auftreten des Erregers amtlich dokumentiert werden kann.
2 Hanmer, H. J., Cunningham, A. A., John, S. K., Magregor, S. K., Robinson, R. A., Seilern-Moy, K., ... & Lawson, B. (2022). Habitat-use influences severe disease-mediated population declines in two of the most common garden bird species in Great Britain. Scientific reports, 12(1), 15055.