Gefährungsursachen von Rauch- und Mehlschwalbe
Früher waren Schwalben in der Stadt und auf dem Land häufig zu sehen. Heute ist das immer seltener der Fall. Der bundesweite Bestandstrend der letzten 25 Jahre ist rückläufig (Borkenhagen, et al., 2019). In den Jahren 2011-2016 gab es schätzungsweise 350.000-450.000 Rauchschwalbenbrutpaare, dagegen waren es 1999 noch rund 950.000-1.600.000 Brutpaare, Bei den Mehlschwalben ist der Brutbestand um Brutbestand ist um etwa 48 % gesunken (Deutscher Dachverband für Avifaunisten, 2025). Auch auf europäischer Ebene ist der Brutbestand der Rauchschwalben um 26 % geschrumpft, bei den Mehlschwalben ist der Langzeittrend -22 % (Pan-European Common Bird Monitoring Scheme. (n.d.). Hirundo rustica., 2025).
Die Gründe für den Rückgang der Schwalben sind vielfältig:
Lebensraumverlust und Fehlen von Strukturen
Offene Landschaften mit niedriger Vegetation gelten als ideale Jagdlandschaften. Rauch- und Mehlschwalben sind dabei überwiegend auf Grünflächen angewiesen, über denen sie den Großteil ihrer Nahrungstiere erbeuten. Aber auch Hecken und offene Wasserflächen bieten vor allem bei schlechteren Wetterlagen eine ideale Ausstattung des Lebensraums. Denn auch das schwindende Nahrungsangebot und der Einsatz von Pestiziden machen den Vögeln zu schaffen.
Nahrungsverlust

Der Rückgang von Insekten, welche die Hauptnahrungsquelle von Schwalben darstellt, stellt eine erhebliche Bedrohung für Schwalben dar. Der Einsatz von Pestiziden führen zu einem dramatischen Rückgang der Insektenpopulationen. Zudem werden viele natürliche Lebensräume, in denen Insekten gedeihen, durch intensive Landwirtschaft und Urbanisierung zerstört. Dieser Mangel an Nahrung trifft Schwalben besonders hart, da sie während der Brutzeit und auf ihren langen Zugstrecken auf eine konstante und reichhaltige Insektenversorgung angewiesen sind. In Jahren mit extremen Wetterbedingungen, wie kühlen, nassen Frühlingsmonaten, kann der ohnehin schon knappe Insektenbestand noch weiter reduziert werden, was die Überlebenschancen der Jungvögel zusätzlich gefährdet
Jagd auf Schwalben
Noch immer ist es in einigen Ländern wie Italien, Zypern und Frankreich üblich, Singvögel zu jagen und zu verzehren. Schwalben hingegen werden zu im Mittelmeerraum aufgrund ihrer Größe als Zielscheiben zu Übungszwecken verwendet. Zum Essen werden sie dagegen häufig im Nahen Osten verzehrt (Komitee gegen den Vogelmord e.V., 2025).
Leider lässt sich diese Wilderei kaum eindämmen und das Vorgehen gegen die Jäger ist äußerst gefährlich. Auch deswegen ist es besonders wichtig, die Tiere in den Ländern zu unterstützen und zu schützen, in denen sie reproduzieren.
Verlust von Nistmaterial

Schwalben sind auf lehmiges Nistmaterial angewiesen, um ihre stabilen Nester zu bauen. Leider wird dieses Material immer seltener. Durch den Ausbau und die Versiegelung von Flächen, insbesondere in städtischen Gebieten, gehen viele natürliche Quellen für Lehm verloren. Auch wetterbedingte Hitzeperioden sorgen für das Austrocknen von Lehmpfützen. Weichen Schwalben beispielsweise auf den Misthaufen für Nistmaterial aus, werden die Nester schnell brüchig und fallen teils mit der Brut zu Boden.
Verlust von Brutplätzen
Rauchschwalben leiden unter der Aufgabe typisch kleinbäuerlicher Nutzungsformen, zum anderen aber auch durch Sanierung und Modernisierung der Stallungen zu Offenställen, der Versiegelung der Hofstelle und dem damit einhergehenden Verlust der Nester. Moderne Offenställe ermöglichen den Kühen und Rindern natürliche Verhaltensweisen und soziale Interaktion, mehr Bewegungsfreiheit und bedeuten auch weniger Stress sowie besser Luftqualität für die Tiere Diese Ställe, die zum Tierwohl der gehaltenen Nutztiere offen gestaltet sind, sind oft so gebaut, dass eine durchgehende Luftzirkulation stattfindet. Sie sind dadurch zugig und bieten damit ein deutlich kälteres Brutumfeld als geschlossene Stallungen.
Dies beeinträchtigt vor allem den Brutzeitpunkt und die Größe der Brut. So beginnen die Schwalben später mit dem Brüten und legen weniger Eier, wenn die Nester in sogenannten Kalträumen hängen. Sie bieten außerdem wenig dunkle, windgeschützte Ecken für Brutplätze. Werden als Baustoffe anstelle von Holzkonstruktionen Stahlbetonstützen und –dächer und, im ungünstigsten Fall, zusätzlich sogenannte Lotus-Farben verwendet, so sind die Oberflächen, an denen die Schwalben ihre Nester ansetzen, meist zu glatt, als dass die Nester halten. So können die Nester bereits beim Nestbau, aber auch während des Brütens, herabstürzen - die Brut geht verloren.
Mehlschwalben sind besonders durch die intensive Bautätigkeit an bestehenden Gebäuden gefährdet, insbesondere durch energetische Sanierungen, die dazu führen, dass immer mehr ihrer Brutplätze verschwinden. Moderne Flachdachbauten bieten keine geeigneten Nistmöglichkeiten mehr, da die Fassaden häufig zu glatt sind und der erforderliche Dachüberstand fehlt.
Illegale Zerstörung von Nistplätzen
Auch eine fehlende Akzeptanz von Hausbewohnern kann ihnen zum Verhängnis werden. So werden die Hinterlassenschaften oftmals als störend empfunden und Nester illegalerweise entfernt. Dies verstößt ohne eine Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Mehr dazu finden Sie unter dem Punkt „Gesetzlicher Schutz“.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden von Schwalben gehören vor allem Greifvögeln wie Schleiereule, Sperber oder Turmfalke. Normalerweise fressen Eulen Mäuse und andere Kleinsäuger und weichen in Notfällen oder in schlechten Mäusejahren auf Singvögel aus. Zudem haben sich je nach Gegend vereinzelt Elstern als Allesfresser auf Schwalben als Nahrungsquelle spezialisiert.
Rauchschwalben sind zudem von Katzen gefährdet. Diese können am Gebälk entlangklettern und die Nester herunterreißen oder aber die Jungvögel bei den Flugübungen vor den Nestern abfangen. Das Abfangen tief fliegender Vögel kann nicht immer verhindert werden. Das Umfeld von Schwalbennestern sollte daher so gestaltet werden, dass mögliche Aufstiege von Nesträubern verwehrt werden. Zu guter Letzt zählt auch der Marder zu den Fressfeinden, da auch dieser ein guter Kletterer ist.
Schwalben als nützliche Helfer auf dem Hof
Schwalben können einen großen Beitrag zur Stallhygiene leisten. Sie verfüttern ein Schwalbenpaar rund 13.000-15.000 Insekten pro Tag an ihre Jungen. Das entspricht in Summe während einer einzigen Brutzeit ca. 1kg Insekten, der für die Aufzucht einer Rauchschwalbenbrut benötigt wird (Schmid, 2012). Diese beachtliche Menge kommt auch Landwirt:innen entgegen. So sind die Rauchschwalben nützliche Untermieter, die natürlicherweise die Zahl von (Schad-)Insekten im Stall dezimieren.