Ein Platz zum Nisten reicht nicht

Material für Nestbau und Polsterung ist begehrt und vielfältig

Gartenvögel benötigen nicht nur passende Nisthilfen und gute Verstecke, sondern auch ausreichend Nistmaterial. In aufgeräumten Gärten sind Zweige, Halme, Blätter und Moos oft schwer zu finden. Jeder kann den Vögeln aber mit einfachen Mitteln beim Nestbau helfen.

Star sitzt auf einem Stein und beugt sich vorn über, um Nistmaterial zu sammeln. Es scheint sich um weiße Daunenfedern zu handeln | © Rosl Rößner © Rosl Rößner
Star mit Nistmaterial im Schnabel

Viele Vogelarten brüten auch in Gärten. Vor allem kleinere Arten bevorzugen dort Hohlräume, Nischen, Sträucher, Bäume oder Hausbegrünung. Höhlen- und Halbhöhlenbrüter nehmen auch gerne Nistkästen an. Einige Arten wie die Amsel bauen freistehende Nester, und nutzen Nischen oder Simse an Balken oder Brettern. Andere Arten legen ihre Nester in den verschiedensten Behältnissen an. Nester wurden schon in Briefkästen (Meisen), Gummistiefeln (Rotkehlchen) und Reisigbesen (Zaunkönig) gefunden. Allen Arten gemeinsam ist, dass sie nicht nur einen sicheren Platz für das Gelege und Junge brauchen, sondern auch geeignetes Nistmaterial.

Trockene Pflanzenteile und weiches Material wie Haare oder Wolle sind begehrt

Schwanzmeise sitzt vor ihrem Nest, was sehr kunstvoll an einem Baum gebaut wurde | © Dr. Christoph Moning © Dr. Christoph Moning
Die Nester von Schwanzmeisen sind kleine Kunstwerke

Die meisten unserer Gartenvögel – egal ob Höhlen- oder Freibrüter – verwenden vorwiegend trockene Pflanzenteile wie Zweige, Wurzeln, Halme, Stängel, Blätter oder Moos. Nester können einfach gebaut sein, wie zum Beispiel Taubennester, die nur aus ein paar quer gelegten Zweigen bestehen. Andere sind kleine Kunstwerke: Schwanzmeisen verweben Materialien wie Moos, Grashalme, Haare, Pflanzenwolle, Spinnweben und Flechten zu kleinen Nistkugeln mit seitlichem Eingang und polstern das Innere dann mit bis zu 3.000 feinen Federn aus.

Die Nachtigall hingegen verwendet für ihren Nestbau Fasern, z. B. von alten Brennnesselstengeln, und der Stieglitz polstert seine Kinderstube mit besonders weicher Pflanzenwolle aus, beispielsweise mit Fruchthaaren von Disteln. Manche Arten stabilisieren zudem ihre Nester oder Nestmulden, indem sie Pflanzenfasern mit Speichel vermischen (Singdrossel), feuchte Erde einbauen (Amsel) oder das ganze Nest aus Lehm fertigen (Schwalben).

Einige freibrütende Vogelarten tarnen ihre Nester zusätzlich. So verwenden Buchfinken Spinnweben, um damit Flechten außen an der Nestschale zu verkleben. Ein besonderes Nistmaterial verwendet der Kleiber: Rindenplättchen von Waldkiefern. Auch wenn weit und breit keine Kiefer steht, finden sich Rindenplättchen in den Nestern. Sie werden also auch von weither geholt.

Gut gepolstert

Häufig werden weiche Materialien wie Federn, Haare oder Wolle zur Auspolsterung der Nistmulde verwendet. Sogar Papier- oder Plastikfetzen, Bänder und Schnüre finden sich manchmal in Nestern, was allerdings gefährlich sein kann, da sich die Vögel darin verheddern oder sogar strangulieren können.

Wenn der Mensch etwas Unordnung im Garten zulässt, finden Vögel leichter geeignetes Nistmaterial

Weibliche Amsel mit sehr viel Nistmaterial im Schnabel, es handelt sich um Heu und Gras | © Ralph Sturm © Ralph Sturm
Amsel mit Nistmaterial

Die meisten Nistmaterialien, wie zum Beispiel dürre Grashalme oder Blätter, feine Ästchen und Moos, finden Vögel auch in Gärten, sofern der Mensch ein wenig Unordnung zulässt.

Schlechter sieht es dagegen bei Pflanzenwolle aus, da verblühte Pflanzen von Gartenbesitzern gerne schnell entfernt werden, um ein unerwünschtes Aussamen beispielsweise von Disteln zu verhindern. Noch seltener finden sich Tierhaare oder Federn im Garten. Aber hier lässt sich leicht Abhilfe schaffen: In geeigneten Behältnissen können Sie Federn, vielleicht vom nahen Hühnerhof oder Schafwolle anbieten, aber bitte nur in kleinen Mengen.

Die Behälter werden beispielsweise an einen niedrigen Ast gehängt – natürlich außer Reichweite von Katzen. Solche Behälter sind fertig im Handel erhältlich, man kann sie aber auch aus allen möglichen Gegenständen selbst bauen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Wichtig ist nur, dass die Öffnungen einerseits klein genug und so angebracht sind, dass das Material trocken bleibt und nicht herausfällt. Andererseits müssen sie groß genug sein, dass die Vögel das Angebot wahrnehmen und einzelne Fasern herausziehen können. Geeignet sind zum Beispiel Meisenknödelhalter.

Tierhaare als Nistmaterial

Wenn man Haare von Haustieren anbietet, muss man unbedingt darauf achten, dass diese frei von Chemikalien sind. Viele Tiere werden mit sogenannten Spot-on Präparaten behandelt, die Zecken, Milben und Flöhe töten. Diese Insektizide werden regelmäßig auf die Haut der Haustiere aufgetragen, bleiben aber auch am Fell haften. So werden sie von Singvögeln ins Nest eingebracht und hemmen dort die Entwicklung der Embryonen im Ei oder schaden den nackten Jungvögeln, wie eine Studie an Nestern von Blau- und Kohlmeisen in Großbritannien erst kürzlich belegte [1]: Giftstoffe wie Fipronil, Imidacloprid und Permethrin wurden in allen Nestern nachgewiesen und mit der Konzentration dieser korrellierte die Anzahl von toten Nachkommen oder nicht geschlüpften Eiern. Die Autoren der Studie schließen daraus, dass der Kontakt der Eier mit Insektiziden in der Nistmulde zu Sterblichkeit und geringerem Fortpflanzungserfolg führen kann. Genaueres dazu kann man auch hier lesen bzw. hier nachschauen.

[1] de Montaigu, C. T., Glauser, G., Guinchard, S., & Goulson, D. (2025). High prevalence of veterinary drugs in bird's nests.

Science of The Total Environment, 178439.

Ebenso kann man eine Handvoll Heu im Garten ausstreuen. Dies lockt Haussperlinge und Stare an, die sich hieran für den Nestbau bedienen. Zum Dank für diese kleinen Hilfestellungen kann man sich an schönen Naturbeobachtungen während der gesamten Brutzeit erfreuen – beginnend mit dem Nestbau über die Nahrungssuche der Altvögel bis hin zum Ausfliegen der Jungen.

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