Usutu-Virus: Bayern bislang kein Hotspot

Beobachtungen dem LBV melden - Offizielle Stellen untersuchen tote Amseln

2024 gibt es in der Vogelwelt bundesweit deutlich mehr Fälle des Usutu-Virus als im Vorjahr. Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch im Freistaat erreichen den LBV aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist der Süden jedoch weniger stark betroffen als die weiter nördlich gelegenen Bundesländer. Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet. Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, begünstigt. Mit heißen Sommern durch die Klimakrise könnten Usutu-Infektionen zunehmen.

Amsel sitzt auf morschem Ast und singt | © Erich Obster © Erich Obster
Der von Steckmücken übertragene Usutu-Virus betrifft vor allem Amseln.

Seit 2010 gibt es das Usutu-Virus in Deutschland. Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage. Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht.

Erstmals wurde das Virus in Südafrika nachgewiesen. Seit 1996 tritt es auch in Europa auf und führt zu regionalen und zeitlich begrenzten Vogelsterben. Seitdem tritt das Virus jedes Jahr in unterschiedlicher Intensität auf. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung.

Um die Ausbreitung des Virus beobachten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu können, bittet der LBV um Mithilfe. Bürger und Bürgerinnen können kranke oder tote Vögel in Bayern dem LBV hier online melden.

Töte Vögel zur Untersuchung einschicken

Singende Amsel sitzt auf einem toten Ast | © Rosl Roessner © Rosl Roessner
Um die Ausbreitung des Virus beobachten und untersuchen zu können, bittet der LBV um Mithilfe durch Meldung toter Vögel, wie Amseln.

Tote Tiere können zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg oder nach Rücksprache auch an Veterinäruntersuchungsämter gesendet werden.

LBV-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig, dass sie direkt ans BNITM oder an die Ämter gehen.

Wer tote Tiere einschickt, sollte Handschuhe tragen, die danach Hände waschen und desinfizieren sowie für den Versand Kühl-Akkus beilegen. Ausführliche Informationen sowie die Postanschrift des BNITM finden sich hier.

Das Risiko für Menschen, sich mit dem Usutu-Virus anzustecken, ist gering. Es kann jedoch durch Stechmücken auf den Menschen übertragen werden und zu Fieber und in seltenen Fällen zu schwereren Komplikationen wie einer Gehirnentzündungen führen.

Bisher sind weltweit nur ein Dutzend Fälle bekannt, in denen Menschen tatsächlich am Usutu-Virus erkrankt sind. Einige davon waren nachweislich Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem. Für eine Erkrankung von Haustieren wie Hunden oder Katzen gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine Anhaltspunkte.

Naturnahe Gärten helfen der Vogelwelt

Es gibt keine Möglichkeit, infizierten Vögeln zu helfen. Indirekt können wir die Vogelwelt unterstützen, indem wir Gärten naturnah gestalten und so Vogelarten wie der Amsel, die im Siedlungsbereich vorkommen, bessere Lebensbedingungen bieten. Das ist eine zentrale Voraussetzung für möglichst hohen Bruterfolg. Und der wiederum ist wichtig, um Bestandseinbrüche, wie sie etwa das Usutu-Virus verursacht, in den Folgejahren zu kompensieren.

Im Spätsommer weniger Vögel zu sehen

Wenn man im August und September keine oder nur wenige Amseln beobachtet, kann das ein ganz normales Phänomen der Jahreszeit sein: Im Spätsommer ist die Brutzeit mit Gesang, Balz und Jungvogelversorgung vorüber, die Vögel ziehen sich zum Mausern zurück. An heißen Tagen weichen sie an Bäche und Waldränder aus. In den Gärten nimmt das Nahrungsangebot ab, es gibt weniger Beeren, bei Trockenheit sind Regenwürmer kaum erreichbar.

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© Markus Bosch

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