Rohrweihe mit gefährlichem Giftköder getötet

Seltener Greifvogel tot in Niederbayern gefunden - Insgesamt drei zusammenhängende Fälle?

Schon wieder ist ein seltener Greifvogel in Bayern Opfer von Artenschutzkriminalität geworden. Östlich von Wallersdorf-Altenbuch im Landkreis Dingolfing-Landau wurde dem LBV eine tote Rohrweihe gemeldet. Die Weihe starb einen qualvollen Erstickungstod durch das hochtoxische Kontaktgift Carbofuran. Ob ein Zusammenhang zu einer einige Tage später in nur 45 Kilometer Entfernung verunglückten Rohrweihe besteht, ist derzeit noch ungeklärt. Auch eine mögliche Verbindung zu einem Vergiftungsfall in der gleichen Gegend von 2016 ist unklar.

Tote Rohrweihe auf einem Feld, daneben das vergiftete Fleischstück | © Franz Wagner © Franz Wagner
Tote Rohrweihe neben einem mit dem verbotenen Kontaktgift Carbofuran präparierten Rinderknochen

Ein präpariertes Stück Rinderknochen wurde ebenfalls sichergestellt. Das Pestizid ist seit 2008 EU-weit verboten, da es nicht nur Insekten tötet, sondern auch Menschen gefährdet, das Grundwasser belastet und hochgiftig für Vögel und andere Tiere ist. Nicht auszudenken, was passiert, wenn Haustiere die Köder aufstöbern oder Kinder neugierig die blauen Körnchen untersuchen und in den Mund nehmen. Wir haben auch deshalb Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Bereits 2016 wurde in der Gegend ein vergifteter Greifvogel gefunden

Tote Rohrweihe liegt neben einem vergifteten Fleischstück, das ein blaues Granulat auf sich hat | © Franz Wagner © Franz Wagner
Gut zu erkennen: Der Rinderknochen mit dem blauen Granulat

Der vergiftete Greifvogel wurde schon Ende Juni östlich von Altenbuch von einem Landwirt auf dessen abgeernteten Wintergerstenfeld entdeckt. Dieser verständigte sofort einen LBV-Aktiven der Kreisgruppe Dingolfing. Zusammen stellten sie in direkter Umgebung zur Fundstelle auch ein Stück Knochen sicher, das auf der Unterseite mit blauem Granulat behaftet war. Diese Spuren ließen auf eine Präparation mit dem hochtoxischen Gift Carbofuran schließen, was nun aktuell durch eine vorläufige Untersuchung des Landesamts für Umwelt bestätigt wurde.

Einige Tage später wurde dem LBV in nur 45 Kilometer Entfernung eine weitere tote Rohrweihe an einem Straßenrand bei Laberweinting im Landkreis Straubing-Bogen gemeldet. Dem ersten Anschein nach ist dieser Greifvogel zwar einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen, ein Grund für derartige Kollisionen kann aber immer auch eine vorangegangene Vergiftung gewesen sein, durch welche die Vögel dann die Kontrolle verlieren.

Im gleichen Gebiet wurde bereits vor zwei Jahren nördlich von Laberweinting bei Grasslfing ein vergifteter Greifvogel gefunden und uns zur Anzeige gebracht.

Kontaktgift ist seit 2008 EU-weit verboten

Fliegende Rohrweihe setzt zur Landung im Schilf an | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Rohrweihe im Landeanflug

Im Fall bei Altenbuch verständigte der LBV-Aktive anschließend auch den örtlichen Jagdpächter, damit dieser Hundehalter auf die Gefahr möglicher weitere Giftköder im Bereich der Fundstelle aufmerksam machen konnte. Genauso wie es die Weihe erwischt hat, stellen ausgelegte Giftköder auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar.

Das hochtoxische Kontaktgift ist seit 2008 EU-weit verboten. Sowohl der Vertrieb, als auch Verkauf und Besitz sind strafbar. Carbofuran wirkt bereits bei Hautkontakt, ist auch in geringen Dosen hochtoxisch und führt zu Krämpfen. Mögliche weitere vergiftete Köder können von anderen Greifvögeln, wie etwa den stark gefährdeten Rot- und Schwarzmilanen oder auch anderen Wildtieren jederzeit aufgenommen werden.

Jedes Jahr werden dem LBV Fälle vergifteter oder illegal getöteter Greifvögel und andere Wildtiere aus Bayern gemeldet. Wir gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, als die Anzahl der Fälle, von denen wir tatsächlich erfahren. 2017 wurden mehrere Greifvögel im Landkreis Cham vergiftet, 2015 fielen 2 Luchse, 2 Wiesenweihen und 2 Uhus der Artenschutzkriminalität in Bayern zum Opfer.

Bei weiteren toten Greifvögeln bitte LBV oder Polizei informieren

Fundstelle der vergifteten Rohrweihe auf einer Karte bei Altenbuch | © LBV © LBV
Fundort der Rohrweihe östlich von Altenbuch

Damit nicht noch weitere Vergiftungsfälle auftreten, fordern wir, diesem Vorgehen so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten. Der Schutz der Öffentlichkeit ist hier für uns das zentrale Anliegen. Wir rufen die Bevölkerung vor Ort dazu auf, den LBV und die Polizei umgehend zu informieren, falls noch weitere tote Greifvögel gefunden werden.

Außerdem appelliert der LBV an alle Eltern, ihre Kinder nichts Verdächtiges anfassen zu lassen, und an alle Hundehalter, ihre Tiere an die Leine zu nehmen, damit sie mit eventuellen Giftködern nicht in Kontakt kommen.

Hintergrund:

Die Rohrweihe ist in Bayern gefährdet, im Ostbayerischen Grundgebirge und Alpenvorland/Alpen sogar vom Aussterben bedroht.

Die Vorkommen sind zwar weit verteilt, doch ist der Bestand sehr klein.

Mehr Fälle von Artenschutzkriminalität in Bayern

Zurück

© Gunther Zieger

Schützen Sie mit uns Streuobstwiesen und damit den Lebensraum von Steinkauz, Wendehals und Wiedehopf.

Alle Nachrichten zum Naturschutz in Bayern

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz