Mit moderner Technik den bayerischen Brachvögeln auf der Spur

Kaltes und feuchtes Frühjahr machte den Wiesenbrütern zu schaffen – Erfolgreiches LBV-Schutzprojekt für die bedrohte Art

Der Große Brachvogel ist im Freistaat vom Ausstreben bedroht. Sein bayerischer Brutbestand beläuft sich mittlerweile nur noch auf unter 500 Brutpaare. In dem seit 2017 laufenden Satellitentelemetrie-Projekt für den Großen Brachvogel konnten wir dieses Jahr gleich elf Vögel mit GPS-Sendern auszustatten.

Besendertes Brachvogelküken | © Andreas von Lindeiner © Andreas von Lindeiner
Eines der über 80 besenderten Brachvogelküken des Jahres 2021

Acht der elf Vögel sind erfolgreich an den Küsten Frankreichs, Spaniens und Portugals angekommen. Auch in den bayerischen Brutgebieten erforscht der LBV mittels Radiotelemetrie das Leben der Brachvogelküken ab dem Schlupf bis zum flügge werden. Mit dieser bewährten Technik können wir während der Wiesenbrütersaison und auch langfristig konkrete, zielgerichtete Schutzmaßnahmen vor Ort anstoßen und umsetzen. Die Aktivitäten der mit Satellitensendern ausgestatteten bayerischen Brachvögel in ihren Überwinterungsgebieten kann aktuell jeder und jede live im Internet mitverfolgen.

Bestände erholen sich trotz großer Bemühungen bisher nicht

Brachvogel fliegend | © Andreas von Lindeiner © Andreas von Lindeiner
Nur noch 500 Paare des Großen Brachvogels brüten in Bayern

Der Abwärtstrend des Großen Brachvogels in Bayern ist besorgniserregend. Waren es 1992 noch knapp 800 Brutpaare, sind es fast 20 Jahre später nicht einmal mehr 500 Paare des braun-weißen Wiesenbrüters mit der markanten, langen Schnabelform.

In vielen bayerischen Wiesenbrütergebieten setzen sich Artenschützer*innen enorm dafür ein, den Bruterfolg der Brachvögel zu erhöhen und so die Bestände wieder auf ein stabiles Niveau zu heben.

Dennoch schaffen es die meisten Brachvogelpaare nicht, erfolgreich ihre Küken großzuziehen. Hauptursache für die bedrohliche Lage des Großen Brachvogels ist der Verlust seines Lebensraums, der mit dem Mangel an Nahrung und Wasser sowie ungünstigen Flächenstrukturen, wie zu dichten Wiesen sowie häufiger und flächendeckender Mahd, zusammen hängt. Aber auch Störungen durch Freizeitaktivitäten der Menschen und der enorme Druck durch Fressfeinde, wie dem Fuchs, lassen die Bestände zurückgehen.

Wenige Küken überlebten die ersten Lebenswochen

Brachvogelkueken mit Sender und Ringen | © Andreas von Lindeiner © Andreas von Lindeiner
Beringtes und besendertes Brachvogelküken

Die zahlreichen Gefährdungen, denen die Küken fünf Wochen lang vom Schlupf bis zum flügge werden ausgesetzt sind, wollen wir genauer untersuchen. In Zusammenarbeit mit Behörden, Ehrenamtlichen und Gebietsbetreuern haben wir in diesem Jahr über 80 Küken in den bayerischen Wiesenbrütergebieten Altmühltal, Königsauer Moos und Donaumoos mit Radiosendern ausgestattet.

Mit Antennen und sehr kleinen, leichten Sendern kann das Bewegungsmuster der Vögel genau erfasst werden. Die Daten haben gezeigt, dass viele Küken schon die ersten Lebenswochen nicht überstehen und viele Gefahren drohen. Die genaue Positionsbestimmung der Küken ermöglichte es uns mehrfach, sie in letzter Sekunde vor der Mahd aus den Wiesen zu retten. Auch konnten dank der Daten zahlreiche Mahdtermine in guter Kooperation mit Landwirten und Landwirtinnen sowie den zuständigen Behörden frühzeitig verschoben werden.

Nach einem schlechten Jahr, besteht Hoffnung, durch neue Erkenntnisse den Schutz zukünftig verbessern zu können

Großer Brachvogel steht in einer Wiese und hat einen GPS-Sender auf dem Rücken und einen weißen Ring mit der Nummer T042 am Bein | © Günther von Lossow © Günther von Lossow
Ein Großer Brachvogel mit GPS-Sender auf dem Rücken

Dennoch können wir dieses Jahr keine positive Bilanz bei den Wiesenbrütern ziehen. Das nasse und kalte Frühjahr führte zur Aufgabe einiger Nester und wirkte sich negativ auf die Nahrungssituation aus. Auch bei den jungen Küken im Daunengefieder gab es zahlreiche Verluste. Zusammen mit dem hohen Druck durch Fressfeinde und zahlreiche Störungen durch Freizeitaktivitäten führte dies bayernweit zu einem relativ schlechten Jahr für die Wiesenbrüter.

Nächstes Jahr erwarten wir die Rückkehr der im Jahr 2020 GPS-besenderten Jungvögel, die sich aktuell noch in ihren Überwinterungsgebieten aufhalten. Das wird eine sehr spannende Phase in unserem Projekt. Kehren die Vögel zu uns nach Bayern zurück? Und nach welchen Kriterien wählen sie ihr Revier für die nächste Brutsaison aus? Es ist bekannt, dass Brachvögel für viele Jahre sehr reviertreu sind, sobald sie einmal ein Brutgebiet bezogen haben.

Das vom LBV und dem Landesamt für Umwelt (LfU) konzipierte Satellitentelemetrie-Projekt kann somit für die optimale Gestaltung der Lebensräume neue Erkenntnisse liefern. Das Projekt wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

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© Gunther Zieger

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