LBV: Sinnloses Schießen endlich stoppen!

Ab dem 16. August beginnt an oberbayerischen Flüssen die Jagd auf den Gänsesäger – Falsche Maßnahme für Fischartenschutz

Mit einem Protestbanner haben sich Aktive des LBV heute an einem Flussabschnitt der Mittleren Isar bei Ismaning noch einmal gegen den am 16. August beginnenden sinnlosen Abschuss des Gänsesägers gestellt. Hier beginnt in Kürze ein wahlloses Abschießen ohne ein klares Ziel. Einen weiteren Massenabschuss des Gänsesägers können wir nicht länger tolerieren. Aus den insgesamt 440 Abschüssen der vergangenen beiden Jahre an sechs Flüssen lassen sich keine wissenschaftlich begründbaren Rückschlüsse für dieses Handeln und mögliche Umsetzungen in der Zukunft ziehen. Hier sterben nutzlos Tiere, ganz zu schweigen von den nicht zu vermeidenden negativen Auswirkungen durch die massiven Störungen auf die restliche Vogelwelt an der Isar und anderen betroffenen Flüssen.

Protestbanner gegen Gänsesägerabschüsse | © Hanne Wiesener © Hanne Wiesener
Mit einem Protestbanner haben sich Aktive des LBV heute an einem Flussabschnitt der Mittleren Isar bei Ismaning gegen den Abschuss des Gänsesägers gestellt. Geschäftsführer LBV-München Dr. Heinz Sendelmeier (l.) und LBV-Geschäftsführer Helmut Beran (r.)

Der LBV hatte die wissenschaftlichen Mängel einer Weiterführung der intensiven Gänsesäger-Abschüsse im Rahmen eines Projekts der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) klar identifiziert und ist daher kürzlich zusammen mit anderen Naturschutzverbänden aus dem Projekt ausgestiegen. So konnten an den Projektgewässern kaum positive Effekte auf Fischarten wie die Äsche beobachtet werden. Dies belegt aus Sicht des LBV, wie ungeeignet und wenig zielführend die Maßnahme eines massenhaften Abschusses tatsächlich ist.

Gänsesäger als Sündenbock

Gänsesäger | © Ralph Sturm © Ralph Sturm
Der Gänsesäger wird als Sündenbock für den Rückgang der Äsche abgestempelt.

Als Naturschutzverband ist dem LBV der Schutz von Fischarten sehr wichtig. Sich in diesem Fall aber einseitig auf die Bejagung des Gänsesägers als Schutzmaßnahme zu konzentrieren, ist völlig inakzeptabel. Der Bestand der Äsche geht seit Jahren auch an Flüssen zurück, wo es gar keine Gänsesäger gibt.

Für den Rückgang von Fließgewässerfischarten sind andere Faktoren wesentlich entscheidender: Dazu zählt die stetig steigende Gewässertemperatur, die Verschlammung des Kiessubstrates durch zunehmenden Sedimenteintrag aus der Landwirtschaft und die vielen Querbauwerke in den Gewässern, die eine Wanderung der Fische unterbinden. Diese Variablen wurden jedoch bei den Untersuchungen im Rahmen des Projekts kaum oder gar nicht berücksichtigt.

Der Gänsesäger ist europaweit streng geschützt und eine Besonderheit des Alpen- und Voralpenraumes. Der Brutbestand in Bayern liegt zwischen 500 und 600 Paaren, dazu kommen im Winterhalbjahr überwinternde Vögel aus Nordeuropa. Der Gänsesäger gehört als Vogelart nun mal zu Bayern und den alpinen Flüssen und wir wollen naturnahe Flüsse für alle.

In diesem Fall erleben wir aber ein völlig veraltetes Schädlings-Nützlings-Denken. Mit einer unwissenschaftlichen Methode wird versucht, den Gänsesäger als Sündenbock für den Rückgang der Äsche abzustempeln. Das ist völlig unnötig und das können wir als LBV nicht akzeptieren. Gerade an der Isar konterkarieren die geplanten täglichen Abschüsse der nächsten Wochen in einem FFH-Schutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat) die Millioneninvestitionen in den so genannten Isarplan mit denen eine Renaturierung zum Wohl der Natur und zur besseren Erholung geschaffen werden soll.

Hintergrund

Zwei Küken eines Gänsesägers stehen am Ufer der Isar und putzen sich | © Werner Borok © Werner Borok
In den vergangenen beiden Jahren wurden bereits 440 Gänsesäger geschossen.

Um Lösungen für einen nachhaltigen Schutz von Gänsesägern und bedrohten Fischarten zu finden, wurde nach einem Landtags-Beschluss 2019 ein Projekt inklusive einer Arbeitsgruppe mit Behörden- und Verbandsvertretern aus Fischerei, Naturschutz und Wissenschaft gestartet. Dies wird vom Institut für Fischerei an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) geleitet und mit 800.000 € vom Landwirtschaftsministerium unterstützt.

Im Rahmen des Projekts wurden in den vergangen beiden Jahren 440 Gänsesäger außerhalb der Brutsaison von August bis März an bayerischen Alpenflüssen, insbesondere der Isar, von Jägern geschossen.

LBV, BN und die Ornithologische Gesellschaft waren aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Aussagekraft der bisherigen Maßnahmen im Juni unter Protest aus der begleitenden Arbeitsgruppe ausgetreten.

Darüber hinaus hatte sich der LBV zuletzt mit einem Brief an Landwirtschaftsministerin Kaniber gewandt, den anstehenden Abschuss kurzfristig noch zu stoppen.

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© Gunther Zieger

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