Bayern muss seiner vor langer Zeit angekündigten Vorreiterrolle bei der Reduzierung von Pestiziden endlich gerecht werden

LBV-Appell an EU-Ausschuss: keine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat

Angesichts der morgigen Abstimmung der EU-Mitgliedsstaaten über Glyphosat, appelliert der LBV  an den zuständigen Ausschuss, die weitere Zulassung des Totalherbizids abzulehnen, um das Artensterben nicht noch weiter zu befeuern.

Mit Glyphosat behandelter Acker | © Norbert Schäffer © Norbert Schäffer
Mit Glyphosat behandelter Acker.

"Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass Ministerpräsident Markus Söder vor fünf Jahren angekündigt hatte, vor allen anderen aus Glyphosat auszusteigen", so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. Der Bund hatte sich damals auf Ende 2023 festgelegt. Außerdem hatte die bayerische Staatsregierung 2019 mit der Annahme des Volksbegehrens Artenvielfalt - "Rettet die Bienen!" zusätzlich beschlossen, den Einsatz der Pestizide im Freistaat bis 2028 zu halbieren. "Bis heute hat die Regierung nicht einmal vorgelegt, wieviel Pestizide überhaupt in Bayern eingesetzt werden und wie die Entwicklung verläuft", kritisiert Schäffer weiter.

Matthias Luy, Landwirtschaftsreferent des LBV, ergänzt: "Natürlich dürfen nicht noch schädlichere Wirkstoffe statt Glyphosat zum Einsatz kommen. Für die Natur sind große zusammenhängende pestizidfreie Flächen am wichtigsten, damit verloren gegangene Arten wieder zurückkehren. Selbst in Schutzgebieten ist die Insektenvielfalt nachweislich drastisch zurück gegangen. Daher braucht es zusätzlich Schutzgebiete mit großen Pufferzonen ohne Pestizideinsatz. Die Biolandwirtschaft macht vor, wie es ohne Pestizide geht und erreicht vielfältige positive Effekte auf Artenvielfalt, Boden, Wasserkreislauf und Klimaschutz."

Hintergrund

Zwar hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Anwendung von Glyphosat geäußert, doch konnte sie bei ihrer Risikoanalyse indirekte Auswirkungen auf die Biodiversität nicht ausschließen. Die Behörde berief sich dabei auf mangelnde Datenlage. Die Aufgabe von Glyphosat als Totalherbizid ist, alle anderen Pflanzen am Wachsen auf dem Acker zu hindern. Ackerwildkräuter sind aber die Nahrungsgrundlage von Insekten, Feldvögeln, Feldhasen und Kleinsäugern. "Die europaweit festgestellte Halbierung der Feldvogelbestände hängt auch mit dem vielfältigen Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat zusammen", erklärt Matthias Luy.

Selbst bei einer europäischen Wiederzulassung hat Deutschland die Möglichkeit, Auflagen für den Einsatz von Glyphosat festzulegen und ihn gebietsweise zu begrenzen, um negative Auswirkungen auf die Biodiversität zu minimieren. Diese Möglichkeit sollte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unbedingt nutzen, um sensible Gebiete zu schützen.

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© Gunther Zieger

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