Gemeinsam die zukünftige Agrarpolitik auf das richtige Gleis bringen

LBV und weitere bayerische Verbände geben Impulse für nachhaltige Landwirtschaftspolitik

Heute wurden die Ergebnisse des sogenannten Praktikerrats im Agrarausschuss des bayerischen Landtags vorgestellt. Im Prozess um das Papier wurden viele Kompromisse errungen – dennoch ist das Papier nicht ausreichend ambitioniert. Der Praktikerrat weckte nach einem politisch aufgeheizten Winter für die Landwirtschaft viele Hoffnungen auf Erleichterungen im Alltag.

Getreidefeld mit Blühstreifen, wo viele bunte BLumen wie Mohn wachsen | © Dr. Eberhard Pfeuffer © Dr. Eberhard Pfeuffer
Das gemeinsame Ziel der Verbände: Die zukünftige Agrarpolitik nachhaltig gestalten.

Die bayerische Verbändeplattform, ein Bündnis aus Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (Abl), Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), BUND Naturschutz (BN), Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ), folgten der Einladung in den Praktikerrat und begrüßten die Initiative der bayerischen Landwirtschaftsministerin und das Verabschieden eines gemeinsamen Diskussionspapiers. In den Debatten im Praktikerrat war es vor allem die bayerische Verbändeplattform, die als Impulsgeber für eine wirklich nachhaltig ausgeprägte Agrarpolitik wirkte. Die Plattform ist sich einig: Der Diskussionsprozess in Bayern zur künftigen Agrarpolitik steht erst am Anfang.

Grundprämie ambitioniert gestalten, Mittel gerecht verteilen

Laut dem Europäischen Rechnungshof müssen Direktzahlungen oder Grundprämien einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität leisten. Hier kann die im Praktikerrat vereinbarte „qualifizierte Grundprämie für eine nachhaltige Resilienz der landwirtschaftlichen Erzeugung und Lebensmittelversorgung“ durchaus noch nachgeschärft werden. Die vom Praktikerrat vorgeschlagene Grundprämie muss sich nach Ansicht der Verbände grundsätzlich auch an Gemeinwohlleistungen orientieren. Die Grundprämie darf nicht Schwerpunkt der Förderung sein. Sie darf keinesfalls die Finanzmittel für regionalspezifische, einkommenswirksame Gemeinwohl- und Ökosystemdienstleistungen blockieren.

Die angestrebte Resilienz der Lebensmittelversorgung hängt hauptsächlich von der Art der Bewirtschaftung mit möglichst hoher Unabhängigkeit von internationalen Lieferketten ab. Geschlossene Betriebskreisläufe, Tierhaltung auf Basis eigener Futtergrundlagen, eigene Düngerversorgung, vielfältige Fruchtfolgen und Sicherung der Lebensgrundlagen Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Klima und Artenvielfalt sind die wirklichen Garanten für eine sichere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln.

Feld mit Hankirche bei Prächting im Vorland der nördlichen Frankenalb | © M. Bäumler © M. Bäumler
Im Praktikerrat können wichtige Zukunftsfragen der Agrarpolitik besprochen werden.

Das zentrale Thema der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) wurde im Papier des Praktikerrats leider komplett ausgeklammert. Darin sehen die Verbände jedoch - wie auch die Ergebnisse des Strategiedialogs auf europäischer Ebene aufzeigen - einen großen Handlungsbedarf. Schließlich sollte künftig die Marktstellung der Landwirtschaft gegenüber ihren Abnehmern deutlich verbessert werden. Zudem braucht es stimmige Instrumente, um eventuell aufziehenden Marktkrisen wirkungsvoll begegnen zu können. Bayern sollte sich aus Sicht der Plattform dafür stark machen, dass auf europäischer Ebene ein sinnvolles Instrumentarium für die Bäuerinnen und Bauern entwickelt wird.

Zur Finanzierung des neuen Systems sollte auch ein Mechanismus eingeführt werden, der die wahren gesellschaftlichen Folgekosten berücksichtigt. Lebensmittel, die die Umwelt schädigen, müssten teurer werden. Dagegen sollten Lebensmittel, die die Umwelt schonen, gezielt gefördert werden.

Im Dialog bleiben

Große Einigkeit im Praktikerrat besteht darin, dass die erbrachten gesellschaftlichen Leistungen bzw. Ökosystemdienstleistungen der Landwirte nicht als Ausgleichszahlung beglichen werden dürfen, sondern einkommenswirksam honoriert werden müssen. Auch sollte Bayern alle Möglichkeiten nutzen, den bürokratischen Aufwand für die Betriebe einzudämmen. Die Ergebnisse müssen jetzt eingehend geprüft, aber auch in der Öffentlichkeit debattiert werden. Die Verbände begrüßen es ausdrücklich, dass seitens des Ministeriums mit dem Praktikerrat ein Rahmen und ein Format geschaffen wurde. Der Rat sollte diesen Prozess auch künftig begleiten.

Hintergrund: Der Praktikerrat

Im rund 30-köpfigen Praktikerrat sitzen LandwirtInnen und VertreterInnen der Landwirtschafts-, Umwelt- und Waldbesitzerverbände, des Lebensmittelhandwerks und der Ministerien. Mit dem Praktikerrat, für den im Januar 2024 der Startschuss fiel, will das Staatsministerium unter Staatsministerin Michaela Kaniber Menschen aus der Praxis in die Behandlung von wichtigen Zukunftsfragen der Agrarpolitik einbinden. Der Praktikerrat tagt unter der Leitung von Staatsminister a.D. Dr. Marcel Huber, die Landesanstalt für Landwirtschaft unterstützt wissenschaftlich. Im Mittelpunkt der Arbeit standen zwei Themen: die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) ab 2028 und der Bürokratieabbau.

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© Markus Bosch

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