Kalktuffquellen
Was sind Kalktuffquellen?
Kalktuffquellen definieren sich über charakteristische Kalkablagerungen im Gewässer, die durch verschiedene Prozesse der Kalkausfällung verursacht werden. Sichtbar werden diese Vorgänge durch die Entstehung ausladender Kalktuffterrassen oder langen, in die Höhe wachsenden „Steinernen Rinnen“, über die das Wasser abfließt.

Kalktuffquellen entstehen dort, wo versickerndes Regenwasser sich seinen Weg durch kalkhaltiges Sedimentgestein bahnen muss und anschließend wieder ans Tageslicht tritt. Das leicht saure Regenwasser löst dabei Kalk aus dem Untergrund. Sobald das Wasser in einer Quelle wieder an die Oberfläche gelangt, ändern sich physikalische Bedingungen wie Druck und Temperatur. Dadurch entweicht im Wasser gelöstes CO2.
Die chemischen Verhältnisse verschieben sich zu Gunsten eines Überschusses an gelöstem Kalk. Bei der Wiedereinstellung des chemischen Gleichgewichts fällt ein Teil des gelösten Kalks aus. Dabei entstehen bizarre Formationen, die als Quellkalk bezeichnet werden.
Quellkalke lassen sich anhand ihrer Entstehung vereinfacht in zwei Gruppen unterteilen:

Quellkalke, die hauptsächlich durch chemische und physikalische Vorgänge entstehen, werden als Sinter bezeichnet. Die dabei über lange Zeit entstehenden Gebilde sind mit den Formationen in Tropfsteinhöhlen vergleichbar.
Kalktuff entsteht unter Beteiligung von Pflanzen,die im Quellbereich leben. Dabei spielen die typischen Moospolster eine entscheidende Rolle. Sie vergrößern die Berührungsfläche zwischen Luft und Wasser, wodurch der CO2-Austausch und die Wassererwärmung begünstigt werden. Bestimmte Moosarten (z.B. Starknervmoos) können dem Wasser durch ihre Fotosyntheseaktivität Kohlendioxid entziehen. Dabei werden sie mit einer Kalkschicht überzogen. Durch das Absterben und stetige Regeneration der Moospflanzen entsteht der sehr leichte und poröse Kalktuff.
Typische Pflanzenarten an Kalktuffquellen
Starknervmoos (Cratoneuron commutatum)

Das Starknervmoos ist an kalkreiche Quellen und Bäche mit Kalktuffen gebunden. Außerhalb der Kalkgebirge ist die Art sehr selten. In Kalktuffbächen kommt diese Moosart aber oft flächendeckend vor.
Die Moospolster werden infolge der Kalkausfällung mit einer hellgrauen Kruste überzogen, wobei die vom Kalk eingeschlossenen Pflanzenteile absterben. Die gebildeten Kalkablagerungen werden kontinuierlich durch neue Moospflanzen besiedelt und die Steine „wachsen“.
Von anderen Quellmoosen lässt sich das Starknervmoos durch das relativ kräftige Stämmchen und seine starke, oft fiederteilige Verzweigung unterscheiden.
Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia)

Auf feuchten, kalkreichen Hängen kommen dichte Bestände von Riesen-Schachtelhalm vor. Die größte einheimische Art in der Familie der Schachtelhalmgewächse besiedelt großflächigere Quellsümpfe. Sterile und vertile Sprossen treiben zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus und lassen sich deutlich im Erscheinungsbild voneinander unterscheiden.
Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium)

In feuchten Laub- und Auenwäldern, in Quellmulden und Bächen ist das Milzkraut in einzelnen Gruppen aber auch in größeren Beständen zu finden. Die goldgelben Hochblätter täuschen eine wesentlich größere Blüte vor, als tatsächlich vorhanden ist. Ähnlich wie beim Weihnachtsstern ist die eigentliche Blüte winzig klein. Im Mittelalter wurde der Pflanze aufgrund ihrer milzförmigen Blätter heilsame Wirkung bei Milzerkrankungen nachgesagt. Aus diesem Zusammenhang leitet sich sowohl der deutsche als auch der botanische Name der Art ab.
Brunnenkresse (Nasturtium officinale)

Zu den bekanntesten Pflanzen, die im Quellbereichen der Frankenalb anzutreffen sind, zählt die Brunnenkresse. Sie bevorzugt sauberes, kühles und fließendes Wasser und sandigen, kiesigen, möglichst nährstoff- und kalkreichen Untergrund. Bei Gewässerverschmutzung reagiert sie sehr empfindlich. Ihren Bekanntheitsgrad hat sie dem Ruf als wohlschmeckende Salat- und Heilpflanze zu verdanken. Die 30-80 cm hohe Art ist an ihrem liegenden oder aufstrebenden kahlen und hohlen Stängel zu erkennen, der mit unpaarig gefiederten Blättern besetzt ist. Die weißen Blüten mit jeweils vier Kronenblättern stehen in dicht gedrängten Köpfchen
zusammen.
Typische Tierarten der Kalktuffquellen
Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Der Feuersalamander zählt mit seiner auffälligen hell- bis dunkelgelben Rückenzeichnung zu den bekanntesten Lurcharten. Er bewohnt hauptsächlich feuchte Laubmischwälder. Die Larven werden lebend geboren und in naturnahe Quellgewässer abgesetzt. Die Larvenentwicklung ist nach etwa vier Monaten abgeschlossen. In ihrem natürlichen Lebensraum können Feuersalamander über 20 Jahre alt werden.
Quelljungfer (Cordulegaster sp.)

Quellen und vor allem Quellbäche sind der Lebensraum für die zwei typischen Libellenarten Gestreifte und Zweigestreifte Quelljungfer. Mit einer Körperlänge von bis zu 10 cm gehören sie zu den größten einheimischen Insektenarten. Sie fallen durch ihre Wespenstreifung und die leuchtend grünen Augen auf. Den größten Teil ihres Lebens verbringen sie in kaltem Quellwasser als Larven.
Quellschnecken (Bythinella sp.)
Quellschnecken sind an das Leben in Quellen und im Oberlauf der Quellbäche stark angepasst. Als Überlebende der letzten Eiszeit – so genannte eiszeitliche Reliktarten – sind sie auf kaltes und sehr sauberes Wasser angewiesen. Sie ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen- und Tierresten. Aufgrund zahlreicher Beeinträchtigungen der Quelllebensräume, kommen diese ca. 2,5 mm großen Schneckenarten nur noch selten vor.
Bachflohkrebs (Gammarus sp.)

Unter Steinen oder im Gewirr von Wasser-pflanzen, Totholz und abgestorbenen Blättern am Gewässergrund sind Bachflohkrebse oft in größerer Zahl zu beobachten. Die Tiere sind auf einen hohen Sauerstoffgehalt und einen relativ hohen Kalkgehalt angewiesen. Mit lebhaften Bewegungen, die durch Einschlagen und Strecken des Hinterleibs erzielt werden, gehen die Tiere am Bachgrund auf die Suche nach Nahrung. Sie besteht aus lebenden oder abgestorbenen Pflanzen, Detritus oder Aas.
Quelltypen
Fließquellen (Rheokrene)

Fließquellen definieren sich über einen deutlich erkennbaren punktuellen Quellaustritt bei dem das Wasser aus Klüften und Gesteinsspalten hervortritt.
Die Abgrenzung zum terrestrischen Umfeld ist meist klar und die feuchte Übergangszone weniger stark ausgeprägt.
Die Geschwindigkeit des Abflusses im Quellbereich kann, in Abhängigkeit von der Schüttung und Geländeneigung, sehr langsam aber auch sehr schnell sein.
Sickerquellen (Helokrene)

Bei Sickerquellen tritt das Quellwasser in einem mehr oder weniger großen Quellsumpf zutage. Die Abgrenzung zum terrestrischen Umfeld ist sehr undeutlich, da eine ausgeprägte Übergangszone vorhanden ist.
In der Regel sind freie Wasseroberflächen nur in Stillwasserbereichen oder Störungszonen vorhanden. Fließendes Wasser wird erst im Quellbach sichtbar.
Verbreitungschwerpunkte
Kalktuffquellen kommen im Gebiet der Europäischen Union relativ selten vor. Das Hauptverbeitungsgebiet liegt in den Kalkalpen.
Außerhalb der Alpen ist nur in der Frankenalb ein nennenswertes Vorkommen dieses Lebensraumtyps zu finden. Der Grund dafür liegt in den kalkreichen und porösen Gesteinsschichten, die diese Region im Wesentlichen prägen. Die Gesteine der Frankenalb haben ihren Ursprung in der Jurazeit.
Vor 200-145 Millionen Jahren war ein Großteil Bayerns von einem tropischen Meer überflutet. Am Meeresgrund lagerten sich über die Zeit kalkhaltige Sedimente ab. Diese werden heute in der Frankenalb in drei Hauptgruppen unterteilt: Lias (Schwarzer Jura), Dogger (Brauner Jura) und Malm (Weißer Jura).
Entstehung

In die zuoberst liegenden Weiß-Juraschichten hat das leicht saure Regenwasser im Laufe der Jahrmillionen tiefe Klüfte gewaschen. Durch diese dringt das Wasser bis auf die darunter liegende Tonschicht (Ornatenton) vor, wo es dann aufgestaut wird.
So treten an den Hängen der Frankenalb zahlreichen Quellen zutage. Sie unterliegen starken jahreszeitlichen Schwankungen und können im Spätsommer auch austrocknen.