Aufklärung gegen ständige Störungen durch Freizeitsuchende an der Isar

Grandiose Wildflusslandschaft unter Druck

Einzigartig schön schlängelt sich die Isar aus dem Karwendel. Vorbei an Ortschaften fließt sie durch das Alpenvorland, die Landeshauptstadt München und weiter durchs Untere Isartal bis zur Donau. Doch dieses Idyll hat durch Freizeitdruck und Flussbau stark gelitten. Der LBV setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt letzter Rückzugsgebiete und für eine bessere Besucherlenkung ein.

Isarlandschaft  | © Michael Schödl © Michael Schödl
Wildflusslandschaft der Oberen Isar im Oberlauf

Einzigartig an der Isar sind auch die Lebensräume, Tiere und Pflanzen. Im Oberlauf findet sich das bedeutendste Vorkommen der Tamariske nördlich der Alpen. Die letzten Bestände der Gefleckten Schnarrschrecke, des Kiesbank-Grashüpfers und der kleinen Türks Dornschrecke in Deutschland bevölkern die Isar-Kiesflächen westlich von Fall. An keinem anderen Fluss in Bayern gibt es mehr Brutpaare des vom Aussterben bedrohten Flussuferläufers. Flussregenpfeifer brüten hier ebenfalls und ziehen ihre Jungen auf vegetationsfreien Kiesflächen auf.

Wildflusslandschaft Isar | © Michael Schödl © Michael Schödl
Wildflusslandschaft Obere Isar nördlich Bad Tölz

Der Fluss ist mehr als eine Party-Arena

Boote am Isarufer | © Gabriele Grimmeis © Gabriele Grimmeis
Touren oder Partys finden auf der Isar statt. Menschen, Lärm und Müll belasten das wertvolle Fluss-Ökosystem.

Und genau dort, wo es heute noch geeignete Brut- und Lebensräume für diese Kiesspezialisten gibt, braten allzu oft Menschen in der Sonne und Würstchen auf dem Grill. An warmen Wochenenden kommen sie zu Tausenden aus München und dem Umland: egal, ob Kiesbankbrutzler, Bootfahrer, Gaudiflößer, Wanderer, Mountainbiker, Gassigeher oder sonstiger Naturliebhaber – alle wollen an, aufs oder ins Wasser.

Diesen Besucherdruck der Freizeitsuchenden bekommen die natürlichen Isarbewohner immer deutlicher zu spüren. 

Die Störungen sind vielfältig und die folgenden Beispiele nur exemplarisch: Menschen ohne und mit freilaufenden Hunden betreten abgesperrte Brutbereiche und vertreiben brütende Vögel vom Gelege. Ausufernde Partys hinterlassen Scherben und Müll.

Flößereibetriebe baggern immer wieder während Brut- und Laichzeiten Floßrinnen aus und verändern das natürliche Abflussgeschehen. Hunderte Flöße transportieren pro Jahr zehntausende Gäste mit Musik aus Lautsprechern, Bier und Gegröle flussabwärts. Bootsfahrer mit meist völlig ungeeigneten Gummi-Badebooten verabreden sich zu Hunderten über soziale Netzwerke zu Isar-Events mit Fun und Action mitten in der Brutzeit.

Möglichst einsame Inseln dienen als Picknickoder Rastplätze. Rafting-Firmen bieten trotz Verbots der wirtschaftlichen Nutzung lukrative Touren – oft Junggesellenabschieds-Partys – in Naturschutzgebieten an. Viele Isargäste wissen dabei gar nicht, dass sie dem Fluss mit ihrem Besuch schaden und dass dieser viel mehr ist als eine Freizeit- und Party-Arena!

Was also tun?

"Wenn ich gewusst hätte, dass da Vögel brüten, wäre ich dort nicht ausgestiegen!"

Vier graue mit schwarzen Flecken gesprenkelte Eier liegen gut getarnt auf einem Kiesbett | © Marcus Bosch © Marcus Bosch
Die Kiesflächen sind Lebensraum und Brutplatz vieler Vögel. Die Eier der Kiesbrüter sind gut getarnt und können leicht übersehen werden, hier die Eier des Flussregenpfeifers

Um Flussuferläufer und Co. an der Isar bestmöglich zu schützen, ist der LBV dort seit Jahrzehnten im Einsatz. Der LBV-Gebietsbetreuer Michael Schödl kümmert sich mit Unterstützung der Isar-Ranger, Naturschutzwacht und vielen Ehrenamtlichen um das Wohl des Flusses zwischen Mittenwald und Icking. Er bietet Führungen an, berät Behörden und setzt Naturschutz-Maßnahmen um.

Kontakt: LBV-Gebietsbetreuung Obere Isar & Nebenbäche
Michael Schödl, Gsteigstr. 43, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Mobil 0049 1523 4662506,
gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds

 

Über die abgelaufenen Projekte „Alpenflusslandschaften“ und das grezüberschreitende INTERREG-Projekt „Leben am Wildfluss" wurden tausende Isar-Besucher in den letzten Jahren über naturverträgliches Verhalten aufklären und typische Arten vorstellen.

Die Reaktionen der Besucher darauf waren überwiegend positiv und dankbar: „Was, der Vogel brütet nicht im Baum – ist der verrückt?“ oder „Wenn ich gewusst hätte, dass da Vögel brüten, wäre ich dort nicht ausgestiegen!“ waren häufig gehörte Sätze.

Die Maßnahmen und Beispiele aus dem EU-INTERREG-Projekt werden in eine Broschüre zusammengefasst.

Das könnte Sie auch interessieren:

Freizeit vs. Natur: So verhalten Sie sich richtig

© Ralph Sturm

Immer mehr Menschen zieht es für Freizeitaktivitäten raus in die Natur. Wir sagen Ihnen, worauf Sie bei der Ausübung Ihres Hobbys in der Natur achten sollten, damit Sie auch weiterhin deren Schönheit genießen können. Einige Dos and Don’ts * für Outdoor-Aktivitäten.

Weiterlesen

Alpen: Zwischen Naturschutz und Freizeit

© Ralph Sturm

Immer mehr Freizeitnutzer strömen in die bayerischen Berge und erleben sie auf unterschiedlichste Art und Weise: als reine Kulisse oder als beeindruckendes Naturerlebnis. Ohne eine Lenkung kann so eine an sich positive Entwicklung genau diese Natur schädigen.

Weiterlesen

Konfliktgespräche im Naturschutz

© Carola Bria

Als Naturschützer kommen wir immer wieder in Situationen, in denen Gespräche schwierig und emotional werden. So etwa, wenn ein Bauern-Funktionär gegen das Volksbegehren poltert oder bei einer Exkursion ein Fischer behauptet, die Kormorane würden seine Fische wegfressen. Wie reagiert man am besten darauf? 

Weiterlesen

Verhalten bei Bodenbrütern

© Claudia Pürckhauer

Die Freizeitnutzung von Wiesenbrütergebieten und vor allem freilaufende Hunde erschweren vielen Vögeln oft die Jungenaufzucht und führen zu vielen Verlusten. LBV-Tipps, wie Sie sich richtig verhalten.

Weiterlesen

Geocaching: Konfliktvermeidung

© Christiane Geidel

Das sogenannte Geocaching erfährt seit einigen Jahren enormen Zulauf, besitzt aber erhebliches Konfliktpotenzial im Naturschutz. Der LBV gibt Tipps, was dabei zu beachten ist.

Weiterlesen

Lebendige Flüsse

© Marcus Bosch

Donauausbau, Hochwasserschäden, Wasserkraftnutzung, Gewässerbegradigungen, das alles schadet den Flüssen in Bayern. Darum setzen wir uns ein für intakte Auen und natürliche Flüsse.

Weiterlesen

Newsletter

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.  ist mit Freistellungsbescheid des Zentral-Finanzamtes Nürnberg, Steuer-Nr. 241/109/70060, als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gem. § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG von der Körperschaftssteuer freigestellt. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mehr zur Transparenz