Statusbericht 3/24 - Harmonie in der Halsgrube

Enge Bindung der beiden Jungvögel aneinander - weiterhin großartige Entwicklung der Flugfähigkeiten

Wiggerl Nahaufnahme |© Markus Leitner © Markus Leitner
Wiggerl in phantastischer Nahaufnahme. Die gebleichten Markierungen und der gelbe Ring (blau ist verdeckt) sind gut zu erkennen.

Inzwischen sind mehr als zwei Wochen nach den Erstflügen vergangen und wir berichten über die weiteren, positiven Entwicklungen unserer heurigen Jungvögel.

Besonders hervorzuheben ist dabei, neben den fortschrittlichen Flugfähigkeiten, vor allem die außerordentlich harmonische Beziehung die sich inzwischen entwickelt hat.

 

 

Weiterhin großartige Entwicklung der Flugfähigkeiten

Vinzenz und Wiggerl im Flug |© Günther Angermeier © Günther Angermeier
Auch in der Luft sind die beiden oft zusammen.

Die beiden setzen ihre, im letzten Bericht beschriebene, erstaunliche Entwicklung in Bezug auf das Flugverhalten fort. Dabei gibt es wie schon zu Beginn der Flugfähigkeit leichte Unterschiede: Vinzenz fliegt tendenziell etwas häufiger, aber kürzer. Wiggerl dafür eher länger am Stück. Er hatte nun bereits Tage, an denen er um die 20 Minuten durchgehend in der Luft war und das sogar mehrmals.
Auch die Flugtechniken werden ausgefeilter. Hassenden Turmfalken und Kolkraben wird geschickter ausgewichen oder der Spieß auch mal umgedreht.
Ebenso wird der Segelflug eleganter und sie verstehen nun, dass man durch das Anlegen der Flügel in schnelle Sturzflüge übergehen kann – das hilft natürlich bei Verfolgungen.

In den letzten Tagen kam es glücklicherweise zu keinen nennenswerten Steinadlerkonfrontationen mehr, auch wenn diese immer wieder in bzw. im Umfeld der Halsgrube patrouillieren.

Inzwischen hat sich eine äußerst harmonische Beziehung entwickelt

Wiggerl und Vinzenz |© NPV und LBV © NPV und LBV
Auch bei der Nahrungsaufnahme kommt es kaum noch zu Streitereien.

Seit den Erstflügen und dem Verlassen der Nische hat sich das Verhalten zueinander vollkommen verändert:

Waren die Auseinandersetzungen der beiden in der ersten Zeit von moderater Intensität geprägt, unterschieden sie sich doch von den anderen Jungvögeln dadurch, dass das Vermeiden von Nähe und die Dominanz von Vinzenz sich über die Zeit hinweg kaum veränderte.

Seit den Erstflügen und dem Verlassen der Nische hat sich das komplett verändert: Wie bei den anderen hat sich nun eine starke Bindung entwickelt, die sich durch große Harmonie auszeichnet. Oftmals werden die Ziele (Futterplätze, Ruheplatz, Nische) gemeinsam angesteuert bzw. sich dort nach einer gewissen Zeit „getroffen“. Dort wird miteinander geschnäbelt, es kommt zu gegenseitiger sozialer Gefiederpflege (sog. „Allogrooming“) und es wird sich sogar manchmal gegenseitig gefüttert.

Auch die Schlafplätze werden häufig gemeinsam aufgesucht.
Auffällig ist, dass mit der Veränderung in ihrem Verhalten zueinander auf einmal auch die Lautäußerungen zugenommen haben. An den gemeinsamen Aufenthaltsorten lassen sich oft intensive Bettel- und Beschwichtigungsrufe wahrnehmen.

Aggressives Verhalten untereinander lässt sich gar nicht mehr beobachten, das war auch in den vorherigen Jahren nach gewisser Zeit nicht mehr der Fall.

Wiggerl und Vinzenz setzen die allgemeine Entwicklung der vorhergehenden Projektjahre fort, die alle ab einem gewissen (jeweils unterschiedlichen) Zeitpunkt ausgeprägt harmonische Beziehungen zur Folge hatten.

 

 

Nahrungsaufnahme und Futterplätze

Wiggerl und Vinzenz am Futterplatz |© Sonja Deißler © Sonja Deißler
Vinzenz und Wiggerl an einem der angelegten Futterplätze. So früh wie die beiden hatten sich bisher keine der anderen Jungvögel alle Futterquellen erschlossen.

Auch in Bezug auf das Auffinden der Futterplätze zeigen die beiden ihre außerordentlichen Fortschritte: Hatte es in den anderen Jahren oftmals relativ lange gedauert, bis der letzte, von uns eingerichtete Futterplatz, entdeckt wurde, haben sie dies nach relativ kurzer Zeit schon geschafft. Damit stehen Ihnen nun alle drei Möglichkeiten zur Verfügung, die vom Monitoringteam auch immer gut im Auge behalten werden. Des Weiteren konnten wir allein in einem relativ begrenzten Bereich drei natürlich vorhandene Kadaver in unterschiedlichem Zersetzungszustand entdecken, so dass die Versorgung optimal gesichert ist.

Ihre Nahrungsaufnahme ist weiterhin sehr gut, es werden nun auch größere Knochenstücke verschluckt und insgesamt recht große Mengen vertilgt. Dabei sind - wie zu erwarten - natürlich auch andere Nutzer auf die Stellen aufmerksam geworden, so dass wir diesen Schwund bei den Futtergaben einbeziehen müssen. Am häufigsten besuchen Kolkraben und Rabenkrähen die Futterplätze, ab und zu schauen auch ein paar Alpendohlen vorbei.

Sonstiges

Wiggerl und Vinzenz gemeinsam am Schlafplatz |© Sonja Deißler © Sonja Deißler
Wiggerl und Vinzenz wählen sich inzwischen häufiger gemeinsame Schlafplätze aus.

Im Vergleich zum letzten Jahr zeigen sich die beiden auch wieder häufiger in der Nische, in der sich immer noch Knochen finden lassen, in den Horsten geruht oder gebadet wird. Während Nepomuk und Sisi eher selten in die Nische zurückkehrten, war dies auch bei Dagmar und Recka der Fall und es ist natürlich erfreulich, wenn dadurch wieder ab und zu Beobachtungen via Webcam ermöglicht werden.

Erste Versuche zu Materialtransport konnten wir auch schon verzeichnen. Vinzenz ist mit einem Stöckchen im Schnabel ein kleines Stück geflogen und hat es dann fallen gelassen. Vielleicht lassen sich demnächst dann auch solche, noch weiter fortgeschrittene Fähigkeiten beobachten.

Flugbilder

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