Statusbericht 2/23 - Die ersten Tage nach dem Ausflug

Flugentwicklung und Entdeckung des ersten Futterplatzes

Ein wichtiger Bestandteil des Auswilderungsprojekts ist das lückenlose Monitoring vor Ort. Unsere Beobachtungen wollen wir natürlich auch mit Euch teilen und veröffentlichen in loser Reihenfolge neue Informationen an dieser Stelle. Im heutigen Statusbericht berichten wir über die Entwicklungen seit den Erstflügen.

Inzwischen ist eine gute Woche seit den Erstflügen vergangen und die beiden entwickeln sich weiterhin sehr gut. Die Flugfähigkeit (in Bezug auf Anzahl und Dauer) steigt und beide haben den ersten, von der Nische gut erreichbaren Futterplatz entdeckt. Damit ist ein weiterer Schritt zur Abnabelung der Auswilderungsnische getan. Vor allem Nepomuk hält sich aber noch gerne in und um die Nische herum auf.

 

Sisi zeigt schon beachtliche Flugkünste

Flugentwicklung

Wie gewünscht entwickelt sich bei beiden das Flugverhalten weiter, d.h. die Anzahl der Flüge sowie die Dauer nehmen zu. Deutlicher ist hierbei Sisis Fortschritt zu beobachten: Nach mehreren Flügen im Laufe der Woche, bei denen sie um die 2 Minuten in der Luft war, hat sie heute den bisher längsten Flug mit einer Dauer von 4 Minuten absolviert. Davon ist Nepomuk noch ein Stück entfernt, aber auch er steigert sich von mal zu mal. Auch Anflüge in die Nische, die gar nicht so leicht zu bewerkstelligen sind, sowie Landungen an steileren Felspassagen klappen immer besser. Das Monitoringteam konnte sogar schon Sisi bei einem Flug beobachten, bei dem sie einen Knochen transportierte. Dies war bei den anderen Bartgeiern z.T. Erst deutlich später der Fall.

 

Auch Nepomuk entwickelt seine Fähigkeiten weiter

Die Entdeckung der Futterplätze

Sisi das erste mal am Futterplatz 1 | © Nationalparkverwaltung und LBV © Nationalparkverwaltung und LBV
Sisi bei ihrem ersten Besuch am Futterplatz 1

Entscheidend für die weitere Entwicklung und das Leben außerhalb der Nische ist das selbstständige Auffinden von Nahrung. Wie in den Jahren zuvor haben wir wieder verschiedene Stellen eingerichtet, die jeweils immer größere Entfernungen und Höhen aufweisen. Daher werden sie auch erst mit zunehmenden Fähigkeiten von den jungen Bartgeiern entdeckt.

 

 

 

Auch Nepomuk entdeckt den Futterplatz

Nepomuk entdeckt die Knochen an Futterplatz 1 | © Nationalparkverwaltung und LBV © Nationalparkverwaltung und LBV
Nepomuk entdeckt die Knochen an Futterplatz 1

Die Futterplätze haben wir deshalb an Orten etabliert, an denen auch von Natur aus eine hohe Wahrscheinlichkeit bestünde, Kadaver und Knochen zu finden: Lawinen- und Steinschlagrinnen oder steilere Geröllfelder. (Tatsächlich haben wir an allen eingerichteten Futterplätzen vor Beginn der Auswilderung Knochen oder andere Überbleibsel gefunden!)
Futterplatz 1 befindet sich relativ nahe zur Nische und wurde in den vergangenen Jahren von allen vier Vorgängerinnen deshalb schon am Tag des Erstflugs entdeckt. Heuer hat es etwas gedauert, teils weil sie sich durch zurückwandern in die Nische noch dortige, vorhandene Knochenreste erschließen konnten, aber auch weil Sisi bereits am Tag nach ihrem Ausflug in einer steilen Rinne einen alten Kadaver gefunden hat, vermutlich von einer Gams.

 

 

... und verstellt dabei die Fotofalle

Nepomuk verstellt den Aufnahmewinkel | © Nationalparkverwaltung und LBV © Nationalparkverwaltung und LBV
Nepomuk verstellt den Aufnahmewinkel, konnte allerdings dabei ertappt werden...

Sisi konnte den Futterplatz1 am vergangenen Samstag entdecken, Nepomuk brauchte hierfür bis Dienstag. Damit ist der erste Schritt vollbracht und wir sind gespannt, wann sie die weiteren Plätze bzw. im Idealfall weitere natürlich vorkommende Kadaver finden werden.

Nepomuk hat allerdings gleich einmal die Fotofallenhalterung so bearbeitet, dass der Bildwinkel nicht mehr besonders günstig aufnehmen konnte. Wir haben dies allerdings am nächsten Tag wieder behoben.

 

Zahlreiche Besucher am Futterplatz und in der Nische

Wie auch in vergangenen Jahren ziehen die Bartgeierfutterplätze natürlich auch andere Aasverwerter oder aber auch zufällig vorbeikommende Tiere an.
Stark vertreten sind wie im letzten Jahr sind die Rabenkrähen, sowie natürlich die Füchse.
Aber auch ein Steinmarder sowie mehrere Gämsen konnten wir schon auf den Fotofallen einfangen.

Harmonisches Verhalten

Sisi und Nepomuk sind auch außerhalb der Nische häufig zusammen |© Richard Straub © Richard Straub
Sisi und Nepomuk sind auch außerhalb der Nische häufig zusammen

Die buchstäbliche Harmonie unserer Bartgeier ist schon projektübergreifend bei unseren internationalen Kolleginnen und Kollegen bekannt.
Sisi und Nepomuk zeigten das auch noch einmal deutlicher als ihre Vorgängerinnen, die mehr oder weniger Zeit brauchten, um sich aneinander zu gewöhnen und zumindest zu Beginn einige Auseinandersetzungen und unterschiedliche Dominanzverhältnisse durchlebten. Dabei wäre ob des Alters-,Größen- und Gewichtsunterschieds anfangs zu befürchten gewesen, dass Nepomuk gegenüber der älteren und zu Beginn deutlich größeren Sisi stärker benachteiligt sein könnte. Diese Befürchtungen haben sich jedoch sehr schnell als unbegründet gezeigt.
Auch außerhalb der Nische suchen die beiden regelmäßig die Nähe des bzw. der anderen, dabei kommt es zu unterschiedlichen Interaktionen. Häufig sind derzeit gegenseitige Bettelrufe zu hören, da die Nahrung nun an verschiedenen Stellen aufgefunden werden muss und nicht mehr „automatisch“ in der Nische erscheint.

 

Schlafplätze im steilen Fels

Sisi an einem typischen Schlafplatz | © Louisiane Nationalpark, LBV © Louisiane Nationalpark, LBV
Sisi an einem typischen Schlafplatz

Ganz intuitiv suchen sich die beiden naturgemäß Schlafplätze, die sich an Felsabsätzen und schmalen Graten in den unteren Teilen der Halsgrube gelegenen Dolomitwänden, befinden. Dies deckt sich mit den Erfahrungen der ersten Jahre, in denen unsere Bartgeier ebenfalls ähnliche Standorte aufsuchten.

So große Nachbarn erregen die Aufmerksamkeit

Sisi und Kolkrabe |© Urs Leuthäusser, LBV © Urs Leuthäusser, LBV
Kaum in der Luft, schon müssen sich die Bartgeier mit neugierigen Nachbarn herumschlagen

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