VOGELSCHUTZ 2-23

LBV MAGAZIN 2|23 1 VOGEL- UND NATURSCHUTZ IN BAYERN magazin 2|2023 Vögel brauchen Lebensräume Wie unsere Ernährung dazu beiträgt Vögel machen glücklich Wie Sie Ihr Wohlbefinden steigern Vögel ganzjährig füttern Was Sie dabei beachten sollten rausgehen – beobachten - mitmachen Natur erleben

2 LBV MAGAZIN 2|23 Reisen in die Welt der Vögel birdingtours GmbH, Kreuzmattenstr. 10a, 79423 Heitersheim, Tel. 07634/5049845, info@birdingtours.de In unserem Katalog nden Sie über 100 Vogelbeobachtungs- reisen für Einsteiger, Fortgeschrittene und Pro s in Deutschland, Europa und weltweit Anfordern können Sie unseren Katalog auf unserer Webseite unter www.birdingtours.de/service/katalog oder per Telefon Vogelbeobachtung bedeutet Entspannung, Eintauchen in die Natur und Erholung für Körper und Seele 2023 www.birdingtours.de Empfohlen von: Reisen in die Welt der Vögel Kommen Sie mit raus! 09174-4775-7023 naturshop@lbv.de lbv-shop.de WildbienenKinderstube XL im Schutzgehäuse Wildbienenhaus CeraNatur Insektenstation mit Ständer ALLES FÜR INSEKTEN Ein Garten für Insekten Insektenhotel Villach aus Eschenholz Hängende Wasserschale Insekten- Appartement aus Lärchenholz

LBV MAGAZIN 2|23 3 haben Sie schon einmal bewusst Ihre Gefühle wahrgenommen, wenn Sie ganz zufällig auf dem Weg in den Garten, zum Auto oder auf dem Fahrrad einen Vogel sehen oder hören? Gerade zu Beginn des Frühlings, wenn nach der langen Phase der Stille wieder die ersten Vögel lautstark anfangen zu singen, sind diese Momente für mich stets ein besonderes Erlebnis. Mir zaubern diese Zufallsbeobachtungen immer ein Lächeln ins Gesicht verbunden mit einem kleinen Moment des Glücks. Dabei spielt es oft gar keine Rolle, welcher Vogel es ist, es genügt mir alleine die Tatsache, ihn wahrgenommen zu haben. Über dieses Gefühl und wie Sie es bewusst für sich entdecken und nutzen können, hat meine LBV-Kollegin Dr. Angelika Nelson nicht nur einen Artikel (ab S. 12), sondern auch das erste deutschsprachige Buch geschrieben. Ich möchte es Ihnen sowohl als Kauf- als auch als Geschenkempfehlung sehr ans Herz legen. Freude empfinden viele Menschen auch durch die Teilnahme an einer unserer Mitmachaktionen. Oft sind diese der Beginn ihres Interesses für den Naturschutz und auch der Einstieg in den LBV. Wie Sie in dieser Ausgabe lesen können, bieten wir Ihnen fast das gesamte Jahr über als der Mitmachverband in Bayern Möglichkeiten, mit uns durch die Vogelwelt und die Natur im Freistaat zu reisen, Ihre Beobachtungen mit uns zu teilen und gemeinsam mit uns die Natur zu erleben. Liebe Leserinnen und Leser, Von Vögeln und Glücksgefühlen Viel Spaß beim Lesen! Ihr Markus Erlwein Chefredakteur Unsere Stunde der Wintervögel ist ein grenzübergreifendes Erfolgsprojekt. Bereits seit mehreren Jahren zählen auch unsere Partnerverbände in Österreich, Tschechien und im Schweizer Kanton Luzern. Nach einer langen Coronapause konnten wir uns nun endlich wieder zum Ideenaustausch in Prag treffen. Mit dabei sind in Zukunft auch die Slowakei und Polen. Exportschlager E D I T O R I A L FOTO: LBV Tagesaktuelle Nachrichten finden Sie unter lbv.de/newsletter lbv_bayern lbv.de VOGEL- UND NATURSCHUTZ IN BAYERN LBV magazin

4 LBV MAGAZIN 2|23 ID-Nr. 23139854 Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. www.blauer-engel.de/uz195 · ressourcenschonend und · umweltfreundlich hergestellt · emissionsarm gedruckt XW1 überwiegend aus Altpapier Sie lesen klimaneutral und umweltfreundlich 6 Im Fokus Fotofallen 8 Leserbriefe 9 Kurzmeldungen 10 Standpunkt Dr. Norbert Schäffer 12 Vogelbeobachtung macht glücklich Naturbegegnungen als Therapie 18 Eine Reise durch die Vogelwelt Unsere „gefiederten“ Mitmachprojekte 22 Mittendrin statt nur dabei Weitere LBV-Mitmachaktionen 24 Naturschutzgebiet Regentalaue Vogelparadies vor den Toren Chams 26 Spendenaktion Kiebitze brauchen Schutz! Einhefter • Spenden-Überweisungsträger • Meldebogen Stunde der Gartenvögel 12 22 18 24 Die Wissenschaft bestätigt: Vogelbeobachtung macht glücklich. Noch mehr LBV- Mitmachaktionen. Reisen Sie zusammen mit uns durch das Vogeljahr! TITELBILD: TAUBENSCHWÄNZCHEN | RALPH STURM FOTOS: ROSL RÖSSNER, DOUG NELSON, MARKUS GLÄSSEL, ALEXEY TESTOV, DIETER NILS, DR. ANGELIKA NELSON, PRESSMASTER - STOCK.ADOBE.COM, INGO RITSCHER, SEISSIGER I NH A L T Portrait eines LBV-Naturparadieses beim Cham. INHALT

LBV MAGAZIN 2|23 5 40 Wer sich fleischlos ernährt, fördert die Artenvielfalt. 28 LBV AKTIV 34 NAJU Neues von der Naturschutzjugend 36 Aus dem LBV Nachruf Michael Scharl 37 Stiftung Thomas Kempf ist neuer Stiftungsvorsitzender 38 Ratgeber Die Ganzjahresfütterung 40 Politik Gesunde Ernährung schafft Platz für Natur- und Klimaschutz 42 Garten Tipps zum Naturentdecken 44 Umweltbildung Ausbildung zum „BNE-Fuchs“ 46 Erbschaft Ihr Erbe für Bayerns Natur 47 Technik Wildtierkameras für Naturfreunde 48 Medien Buchempfehlungen 49 Kleinanzeigen 50 Impressum und Kontakte 09174-4775-7023 naturshop@lbv.de lbv-shop.de  ISBN 978-3-99025-467-7 € 29,90 [A,D] Der Umwelt zuliebe unverpackt. Vögel zu beobachten und ihre Stimmen zu hören hat positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Man kann sich damit sogar heilen. Wenn wir Vögel bewusst beobachten, können wir Stress abbauen. Unser Immunsystem wird gestärkt. Angelika Nelson und Holly Merker stellen Vögel vor, die man oft sieht. Man erfährt interessante Fakten zur Vogelwelt und tritt in Beziehung zu Vögeln und zur Natur. Die eigenen Erlebnisse kann man in einem Naturtagebuch festhalten. Vögel sind Üb 63 Anleitungen zu kleinen Auszeiten im Alltag ANGELIKA NELSON & HOLLY MERKER Mit Links zu Soundscapes, Projekten und mehr mit der Freya-Bücher-App lebendige Boten unserer Umwelt Vögel nehmen große Tiere wie uns Menschen oft als mögliche Gefahr wahr. Die Vögel sind misstrauisch und ergreifen leicht die Flucht. Selbst Türkentauben, die mit Menschen in dicht besiedelten Ballungsräumen zusammenleben, fliegen davon, wenn wir uns schnell bewegen. Du hast vielleicht schon gehört, dass bunte Kleidung Vögel abschrecken würde. Es ist jedoch meist nicht die Farbe, sondern unsere Bewegung, die sie in die Flucht schlägt. Vögel nehmen zwar Farben differenzierter als wir Menschen wahr, aber wichtiger als unser Aussehen ist, wie wir uns bewegen. Darauf reagieren die Vögel sofort. Wenn du dich einem Vogel näherst, bewege dich aufmerksam und achtsam. Nimm auch dein Umfeld bewusst wahr. | Türkentaube Näherkommen DIE KRAFT DER VOGEL BEOBACHTUNG Die Kraft der Vogelbeobachtung Angelika Nelson & Holly Merker 63 Anleitungen zu kleinen Auszeiten im Alltag Die Kraft der Vogelbeobachtung von Angelika Nelson und Holly Merker Best.-Nr. 127 060 01 | Preis 29,90 € Vögel füttern im Garten von Anita und Norbert Schäffer Best.-Nr. 210 222 04 | Preis 10,00 € - ANZEIGE - 47 Wildtierkameras für Zuhause. 42 Auch im Garten gibt es viel Natur zu erleben.

FOTOS: LBV-KREISGRUPPE FÜRSTENFELDBRUCK Auch durch ihre besondere Perspektive ermöglichen uns Wildtierkameras einzigartige Einblicke in die Natur. Die LBV-Kreisgruppe Fürstenfeldbruck konnte damit auf ihren Flächen Gänsesäger, Schwarzstorch, Teichhuhn und Eisvogel (im Uhrzeigersinn) nachweisen. SCHNAPPSCHÜSSE 6 LBV MAGAZIN 2|23

LBV MAGAZIN 2|23 7

8 LBV MAGAZIN 2|23 L E S E R B R I E F E Ihre Meinung ist uns wichtig! Schreiben Sie uns unter leserbriefe@lbv.de oder per Post an Redaktion VOGELSCHUTZ, Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein. Die Redaktion behält sich aus Platzgründen eine Auswahl und das Kürzen von Leserzuschriften vor. Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. i Post Zur Meldung „Naturschutztipps für Stadtoberhäupter“ und zum Artikel „Zerstörung des Rappenalpbachs“ (1/23) Am Thema vorbei Die Tipps müssen Sie schon den Gemeindeoberhäuptern zusenden, anfordern werden sie die wenigsten. Wenn ich so durch die Gegend fahre oder spaziere, fällt mir auf, dass zurzeit rigoros Hecken brutal zurückgeschnitten oder gleich plattgemacht werden. Ganze Biotope werden abgeholzt. Da werden Bäume gefällt, die noch gesund sind. Normalerweise sollten nur Bäume gefällt werden zur Wegsicherung, die morsch sind. Da sieht man, dass die Oberhäupter wenig Interesse haben – außer bei medienwirksamen Pressekonferenzen. Und meiner Meinung nach ist der Bericht zum Rappenalpbach etwas lasch und am Thema vorbei. In diesem Fall wurde ganz klar an geltenden Regeln vorbei gearbeitet. Da sollten die Verbände auch dafür sorgen, dass die Verantwortlichen mit aller Härte zur Verantwortung gezogen werden. Ich habe schwer den Eindruck, dass die Verantwortlichen vom Alpverband und Landratsamt so lange herumtun, bis die Sache im Sand verläuft oder bei Bedarf ein Bauernopfer gefunden wird. Dies sollte ein Naturschutzverband unbedingt verhindern, sonst geht es mit solchen Sauereien munter weiter. Franz Reichart, 86701 Rohrenfels Anm. der Redaktion Unser Handbuch mit den Praxistipps wurde einer Ausgabe der Bayerischen Gemeindezeitung beigelegt. Und Ziel des Artikels zum Rappenalpbach war nicht eine Abrechnung mit den möglichen Verantwortlichen ohne klare Faktenlage, sondern eine Darstellung des Naturwerts und der Aktivitäten des LBV. Aktuell kümmern wir uns um die Wiedergutmachung an der Natur im Rappenalptal. Zum Interview „Vogelperspektiven“ (1/23) Der LBV auf großer Leinwand In Jörg Adolphs Kinofilm Vogelperspektiven entfaltet sich in einem von zwei Hauptsträngen der filmischen Erzählung die ganze faszinierende Ästhetik des Vogelflugs, die geheimnisvolle Schönheit der Natur in den Bildern des schleswig-holsteinischen Autors, verwoben mit den Erinnerungen seiner Jugend, vor den Augen der Zuschauerinnen. In die mit dramatischer oder träumerischer Musik unterlegten Genussbilder schiebt sich immer wieder als harmonierender Kontrast die politische Arbeit des LBV, die zeigt, wie wenig unser Verband mit sicherlich notwendiger, aber auch sentimentaler Tierliebhaberei zu tun hat und wie professionell wir uns in tagesaktuelle Entscheidungen von höchstem Rang einbringen. Ein Film, der die Gefährdung der Natur zeigt – und wie wichtig, aber auch lohnend es ist, um ihre Erhaltung zu kämpfen. Und der mir persönlich das Gefühl gab, dass es ein Grund des Stolzes ist, einem so engagierten Verein wie dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz anzugehören und ihn durch aktive Mitgliedschaft zu unterstützen. Es ist wünschenswert, dass mehr Filme dieser Art, die Naturästhetik, Wissen und politische Brisanz miteinander verbinden, unsere Kinos und Medien bereichern, um Arten-, Lebensraum- und Klimaschutz als untrennbar zusammenwirkende Lösungen der größten Krisen unserer Zeit tiefer im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Anton Vogel, 81479 München FOTOS: GÜNTER MOSER, ALEX STARK, MARTINA WIDUCH, NICOLE FRIEDRICH Ich finde Ihr Magazin große Klasse, konzeptionell sehr gut und klasse Fotos. Ich habe Ihnen deshalb ein Bild herausgesucht, das ich vor etwa zwölf Jahren für einen Oberpfalzbildband gemacht habe. Aufgenommen wurde es in der Gegend von Falkenstein, mit der Wallfahrtskirche Marienstein im Hintergrund. Ob die Bäume noch so stehen, weiß ich nicht. Günter Moser, 92260 Ammerthal Schönheit Streuobstwiese

Gezwitscher Vogelkenntnis mit Auszeichnung Wir können nur schützen, was wir auch erkennen. Noch viel wichtiger: Wir können nur vermissen, was wir einmal gekannt haben. Um die Artenkenntnis wieder stark zu machen, führte der LBV im Februar in Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf die deutschlandweit ersten Feldornithologie-Prüfungen mit 70 Naturinteressierten in der Niveaustufe Bronze durch. Wer sich für Artenkenntnis interessiert, findet Fortbildungen und Zertifizierungen bei den Naturschutzakademien der Bundesländer, zum Beispiel im Bereich Botanik. Darüber hinaus bieten die einzelnen LBV-Kreisgruppen in ganz Bayern immer wieder Fortbildungen und Exkursionen an. K U R ZME L DUNG E N Morgendliches Vogelkonzert für die Wissenschaft festhalten Das Morgenkonzert der erwachenden Vogelwelt ist ein magischer Moment – und der ideale Zeitraum, um Aufnahmen für das Citizen-Science- und Kunstprojekt Dawn Chorus zu machen. Anfang Mai startet wieder der Hauptaufnahmezeitraum für Vogelstimmen, in der Menschen auch ohne Vorwissen via Dawn Chorus-App zu Erkenntnissen über die Vogelwelt beitragen können. Je mehr Menschen sich regelmäßig an dem Projekt beteiligen, desto aussagekräftiger wird der Datenschatz, auf den die Forschung zugreifen kann. Alle Informationen zu Teilnahme, aktuellen Events und weiteren Aktionen im Zusammenhang mit Dawn Chorus finden sich unter dawn-chorus.org. Machen Sie mit! Jetzt zum Digiscoping-Workshop anmelden Vom 15. bis 17. September 2023 veranstaltet der LBV mit seinen Partnern Swarovski Optik und birdingtours einen mehrtägigen DigiskopieWorkshop am Altmühlsee. Dieser bietet alle Möglichkeiten, Naturbeobachtung und Fotografie zu verbinden. Bei Brennweiten von bis zu 2.700 Millimetern liefern Spektiv mit Spiegelreflex-, Systemkamera oder Smartphone qualitativ hochwertige Ergebnisse. Das Phonescoping mit Smartphone und Adapter ermöglicht ein schnelles und erfolgreiches Fotografieren. Die Teilnehmenden können die breite Produktpalette testen und in Kombination mit der eigenen Technik das Digiskopieren erlernen. Preis pro Person im Doppelzimmer ab 490 Euro. Weitere Informationen und Anmeldung bei birdingtours unter Tel. 07634-504 98 45 oder auf birdingtours.de. LBV MAGAZIN 2|23 9 Verena Auernhammer neue DRV-Präsidentin Die LBV-Wiesenbrüter- und Feldvogelexpertin Verena Auernhammer (rechts) ist von der Mitgliederversammlung des Deutschen Rates für Vogelschutz (DRV) zu dessen erster Präsidentin gewählt worden. Sie löst damit ihren Kollegen und LBV-Landesfachbeauftragten Dr. Andreas von Lindeiner (links) ab, der das Ehrenamt 15 Jahren bekleidete. Unter seine Amtszeit fallen zum Beispiel maßgebende Positionspapiere zu Themen wie Agrarvögel, Waldvögel und Windkraft. Der DRV ist ein Dachverband für Vogelschutzorganisationen als Expertenrat auf höchster Ebene und erstellt u.a. die Rote Liste der Brutvögel Deutschlands.

10 LBV MAGAZIN 2|23 T H EMA DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER Mai – für die meisten naturbegeisterten Menschen die beste Zeit des Jahres. Und auch diejenigen, die Tiere und Pflanzen um sich herum weniger bewusst wahrnehmen, fühlen, dass das Frühjahr eine ganz besonders schöne, stimulierende und aufheiternde Jahreszeit ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben schon vor langer Zeit belegt, dass der Aufenthalt in der Natur und die bewusste Naturbeobachtung glücklich machen. Hoffentlich gilt dies auch für Sie! Natur um uns herum – mit etwas Wissen noch spannender Die gezielte Anleitung zur Beobachtung unserer Natur, egal, ob es sich beispielsweise um ein morgendliches Vogelstimmenkonzert, die erste Beobachtung eines Mauerseglers im Frühjahr, einen Schwalbenschwanz am Wegesrand oder blühende Wildblumen handelt, gehört zum Kerngeschäft des LBV. Dabei sind wir der Überzeugung, dass ein Naturerlebnis noch intensiver wird, wenn es mit Wissen unterfüttert ist. Der erste rufende Kuckuck im Frühjahr wird noch faszinierender, wenn man sich vergegenwärtigt, dass eben dieser Vogel noch vor ganz wenigen Tagen in 3.000 Metern Höhe aus seinem südafrikanischen Überwinterungsquartier über die Sahara gezogen ist und bei seiner Ankunft im bayerischen Brutgebiet buchstäblich noch den Wüstenstaub in den Federn hat. Oder Mauersegler, die mit schrillen Schreien durch die Häuserschluchten unserer Städte jagen – diese Vögel haben vielleicht seit einem ganzen Jahr nicht mehr den Boden berührt, waren zwischendurch imWinterquartier im tropischen Afrika, fressen, trinken und schlafen in der Luft und werden erst, wenn sie anfangen zu brüten, wieder festen Boden unter ihren kleinen Füßchen spüren. Aber nicht nur Vögel „erzählen“ faszinierende Geschichten. Unsere Distelfalter und Admirale beispielsweise wandern alljährlich aus dem Mittelmeergebiet zu uns – wobei wir beim Admiral überprüfen wollen, ob der Klimawandel mit seinen milderen Wintern Individuen dieser Schmetterlingsart vielleicht sogar dazu bringt, in Mitteleuropa zu überwintern. Naturbeobachtung macht glücklich In unserem Projekt „Alle Vögel sind schon da – Vogelbeobachtung in vollstationären Pflegeeinrichtungen“ haben wir wissenschaftlich belegt, dass Vogelbeobachtung glücklich macht. Ein wunderbarer Gedanke! Und es muss eben nicht die spektakuläre „Weltklasse-Natur“, die wir alle aus Tierfilmen kennen, sein, die diese positive Stimmung bei uns auslöst. Wir alle kennen Tierfilme von Gnus, die in Massen durch den Mara-Fluss in Tansania schwimmen und von Krokodilen gefressen werden. Oder Elefantenherden an einem Wasserloch in Botswana. Bartgeier, die im Nationalpark Berchtesgaden an einer Felswand entlangfliegen, gehören unbestritten ebenfalls in die Kategorie „Weltklasse“. Und tatsächlich können wir Ihnen, mit ein wenig Glück, die entsprechenden Beobachtungen im Rahmen unseres Auswilderungsprojekts zeigen (bitte anmelden unter bartgeier@lbv.de). Aber auch unmittelbar vor der eigenen Haustür findet sich oftmals faszinierende Natur, ob Mauersegler oder Admiral. Alles, was es braucht, ist ein wenig Aufmerksamkeit. Begeisterung für und Mut zur „Alltagsnatur“ Dem LBV ist es ein zentrales Anliegen, dass wir alle diese „Alltagsnatur“ um uns herum wieder intensiver wahrnehmen und schätzen: Wegwarten entlang eines Fahrradwegs, Wildkräuter, die sich durch Fugen am Bürgersteig kämpfen, singende Buchfinken oder Stare, vielleicht sogar Zauneidechsen und eine Blauschwarze Holzbiene im Garten. Der eigene Garten oder ein kleiner Park in der Nähe sind immer ein sehr guter Anfang für aufmerksame Naturbeobachtungen. Gerade an uns bekannten Orten haben wir die Möglichkeit, Veränderungen zu beobachten, beispielsweise die Ankunft von Zugvögeln oder das Aufblühen von Wildblumen. S T A ND P UN K T bewusster erleben Die Natur Vögel sind ein guter Anzeiger für den Zustand der Umwelt

LBV MAGAZIN 2|23 11 Voraussetzung ist natürlich, dass wir die Entwicklung der Natur zulassen und eben nicht ausrupfen, verbrennen oder gar wegspritzen, was „unerwünscht“ erscheint. Hier zeigt sich sehr schnell, wie viel Leben sich an den einzelnen Orten findet. Ein Schottergarten, der im Januar und im Juni immer gleich aussieht und sich auch in den Jahren nach der Anlage nicht verändert, ist tot. Mähroboter verletzen oder töten oftmals beispielsweise junge Igel und lassen das Aufblühen von Wildblumen nicht zu. Mähroboter erzeugen totes Grün. Ich freue mich jeden Tag über die kleine Wildnis in unserem Garten und ich bin stolz auf unsere Plakette „Vogelfreundlicher Garten“. Zeigt diese von LBV und Artenschutzzentrum Bayern/LfU verliehene Auszeichnung doch: Nein, die Schäffers sind nicht faul oder schlampig – im Garten der Schäffers soll es so aussehen, wie es aussieht! Vögel als Zugang zur Natur Vögel bieten einen ganz hervorragenden Zugang zur Natur. Sie finden sich in nahezu jedem Lebensraum, zu nahezu jeder Zeit; die meisten Vögel sind attraktiv, viele können wunderbar singen. Naturschutzfachlich wichtig ist, dass Vögel ein sehr guter Anzeiger sind für den Zustand der Umwelt. Als Indikator für die Biologische Vielfalt insgesamt verdeutlichen uns Vögel die traurige Situation beispielsweise weiter Teile unserer landwirtschaftlichen Flächen. Gleiches gilt für viele Gärten. Ehrenamtliche Tätigkeit macht glücklich Naturbeobachtung macht glücklich und auch ehrenamtliches Engagement ist für viele Menschen eine große Bereicherung ihres Lebens. Beides kommt zusammen, wenn sich unsere Tausenden von Ehrenamtlern gemeinsam für den Erhalt unserer Natur einsetzen. Ein gemeinsames Ziel buchstäblich Hand in Hand mit Gleichgesinnten, beispielsweise beim Mähen einer Streuwiese, bei der Kontrolle von Fledermausquartieren, aber auch an einem Infostand auf dem Folgen Sie mir auf Twitter unter @N_Schaeffer Dr. Norbert Schäffer Sommerfest der Gemeinde – beim LBV gibt es unzählige Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen, egal welchen beruflichen Werdegang Sie haben, egal in welcher Lebensphase Sie sind, egal wie viel Zeit Sie mitbringen, unabhängig von Alter und sozialem Hintergrund. Beim LBV sind alle helfenden Hände willkommen – und als Lohn werden Sie ein Stück glücklicher. Versuchen Sie es. Sie sind ganz herzlich eingeladen! Mein Wunsch ist, dass wir Natur bewusster wahrnehmen und wertschätzen, dass wir sie schützen und gemeinsam versuchen, einen Teil von dem, was wir verloren haben, zurückzubekommen. Ich hoffe, dass mehr Menschen so selbstverständlich über die ersten Rauchschwalben oder den ersten Schwalbenschwanz reden, wie über das Wetter oder Fußball. Dabei erlebe ich immer wieder, wie viele Menschen sich tatsächlich für unsere Natur interessieren und begeistern. Probieren Sie es selbst, sprechen Sie andere Menschen auf den ersten Kuckuck, die erste Rauchschwalbe oder den ersten Mauersegler an. Sie machen auch andere hierdurch ein Stück glücklicher! MAUERSEGLER I FOTO: ZDENEK TUNKA Wir sollten die Alltagsnatur wieder mehr schätzen

T H EMA FOTOS: ROSL RÖSSNER, GUNTHER ZIEGER, DR. OLAF BRODERS Naturbegegnungen als Therapie Vogelbeobachtung macht glücklich 12 LBV MAGAZIN 2|23

Das sagt die Wissenschaft zur Ornitherapie Bereits im Jahr 1979 erkannte der Ärztliche Direktor R.A.F. Cox in England, dass „für depressive oder körperlich an das Haus gebundene Menschen das einfache Vergnügen, Vögel zu beobachten, ein unschätzbarer Trost sein kann. Weiters bringt die tiefere Beschäftigung mit der Bestimmung der Vogelarten und genaue Beobachtungen ihres Verhaltens eine neue Dimension in das Leben der Mutlosesten. Als Beruhigungsmittel kann die Vogelbeobachtung so wirksam wie jede Droge sein, aber billiger und sicherer als viele.“ Das nannte er Ornitherapie. Hinweise darauf, dass die Vogelbeobachtung eine positive Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit hat, haben in den letzten Jahren zugenommen. So leiden Menschen, die in Gegenden mit mehr Vögeln, Sträuchern und Bäumen leben, seltener an Depressionen, Angstzuständen und Stress (Cox et al. 2017). Europaweit sind Menschen umso zufriedener und glücklicher, je mehr Vögel in ihrer Umgebung singen und je mehr Arten sie hören (Methorst et al. 2021). Vogelgesang reduziert Ängste und irrationale Gedanken. Im Vergleich zu Verkehrslärm, dem viele Menschen täglich ausgesetzt sind, hat Vogelgesang eine positive Wirkung (Stobbe et al. 2022). Und aus der wissenschaftlichen Begleitung des LBV-Seniorenprojekts „Alle Vögel sind schon da“ in vollstationären Pflegeeinrichtungen wissen wir, dass durch die Vogelbeobachtung besonders die kognitiven Ressourcen, die Mobilität und das soziale Wohlbefinden der Seniorinnen und Senioren gefördert werden (Kals 2020). Intuitiv suchen wir Wohlbefinden in der Natur. Manche beim Gärtnern, andere beim Waldspaziergang und wiederum andere bei der Vogelbeobachtung. Danach fühlen wir uns erholter und glücklicher. Zu diesem mittlerweile auch vielfach wissenschaftlich belegten positiven Effekt ist nun das erste deutschsprachige Buch erschienen, zu dem der LBV maßgeblich beigetragen hat. Zeit in der Natur zu verbringen, hilft uns vom hektischen Alltagsleben loszukommen und Ruhe zu finden. Am besten wirkt Natur, wenn wir sie bewusst erleben, uns auf das natürliche Leben um uns einlassen und alles andere ausblenden. Dabei hilft zum Beispiel die Vogelbeobachtung: „Wir fühlen uns gut, wenn wir mit der Natur und ihren Lebewesen in Kontakt sind. Diesen Kontakt zur Natur zu suchen, ist uns angeboren“, beschreibt der USamerikanische Verhaltensbiologe und Begründer der Soziobiologie E. O. Wilson den Effekt. Vögel sind ein bunter, sehr lebendiger Teil der Natur. Sie leben auf dem Land ebenso wie in der Stadt und in den Bergen, an Flüssen und an Seen. Jede und jeder kann sie zu Hause vom Fenster aus im Garten oder am Balkon beobachten, ebenso wie bei einem Spaziergang im Naturschutzgebiet. Vögel lassen uns die Natur intensiv erleben. Besonders ihre Vielfalt und ihr Auftreten in großen Schwärmen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Entspannt können wir ihre Bewegungen mit dem Blick verfolgen und die Gedanken schweifen lassen. Den Gesängen der Vögel zu lauschen ist einfach. Besonders das Morgenkonzert der Singvögel im Frühling ist für unsere Ohren wohlklingend melodisch. Genauso wie unser Lieblingslied können Vogelstimmen Erinnerungen wecken. Wir werden zurückversetzt in entspannende Naturlandschaften und besinnen uns auf positive Erfahrungen in der Natur. So mancher Amselgesang lässt uns zum Beispiel an einen lauen Sommerabend denken. Auf diese Weise lenken uns Vogelgesänge vom Alltag ab und schenken uns Momente der Entspannung und des Glücks. Bei der Vogelbeobachtung fokussieren wir uns ganz auf das Hier und Jetzt, entkommen negativem Denken oder Handeln. Unsere Sorgen und Ängste sind während dieser Zeit vergessen. Das hat eine positive, wissenschaftlich bewiesene Wirkung auf die körperliche und psychische Gesundheit und auf unser allgemeines Wohlbefinden. Manche Ärzte erkennen und verschreiben deshalb die „Naturpille“ als Unterstützung zur Heilung vor allem psychischer Krankheiten. So gibt es in Kanada Natur auf Rezept und in Japan ist Shinrin Yoku, das Waldbaden, schon lange eine anerkannte Heilmethode. LBV MAGAZIN 2|23 13

T H EMA FOTOS: ROSL RÖSSNER (2), ZDENEK TUNKA 14 LBV MAGAZIN 2|23

Entspannung durch Vogelbeobachtung LBV: Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die Vogelwelt entdeckt? Angelika Nelson: Schon als Kind habe ich mich für die Natur interessiert. Tiere zu beobachten hat mich besonders fasziniert und so habe ich später Verhaltensforschung an den Universitäten Wien und Kopenhagen studiert. Vögel waren dabei die idealen Studienobjekte, da sie viele interessante Verhaltensweisen zeigen. Nahe der Uni nahm ich den Morgengesang der Blaumeise für meine Diplom- und Doktorarbeit auf, verbrachte viele Stunden mit den Vögeln, und habe mit ihnen regelrecht mitgelebt, wenn es um Partnerwahl und Jungenaufzucht ging. Und wie ging es nach Ihrer Doktorarbeit weiter? Einen anderen Aspekt der Vogelbeobachtung lernte ich an der Ohio State Universität in den USA kennen, wo ich einen Kurs in Ornithologie unterrichtete. Jedes Jahr im Frühling unternahmen wir mit Studentinnen und Studenten Exkursionen in den Park oder in nahe Naturschutzgebiete auf der Suche nach Vögeln. Wir wollten möglichst viele und verschiedene Arten finden, um den Studierenden einen guten Einblick in die heimische Vogelwelt zu geben. Im Frühjahr, wenn viele Zugvögel nur vorübergehend beobachtet werden können, traten wir regelrecht in einen Wettbewerb mit der Zeit, aber auch mit anderen Beobachtenden, um möglichst ungewöhnliche Vogelarten zu dokumentieren. Seither betreibe ich die Vogelbeobachtung als Hobby, sie macht Freude und gibt jedem Spaziergang einen weiteren Sinn. Besonders Spaß macht es mir, andere Menschen in die Vogelbeobachtung einzuführen, sie auf Vögel in ihrer nächsten Umgebung aufmerksam zu machen und mein Wissen und meine Leidenschaft mit ihnen zu teilen. Wie genau beobachten Sie Vögel? Es gibt verschiedene Arten der Vogelbeobachtung. Mich hat zu Beginn vor allem die Aussicht auf neue und verschiedene Vogelarten angetrieben. Ich führe auch heute noch eine Liste aller Vogelarten, die ich je gesehen habe, aber mehr aus Gewohnheit und weil man nie weiß, wofür diese Daten vielleicht einmal gut sein können. Da denkt wohl die Wissenschaftlerin in mir. Für manche Leute haben solche Listen auch eine große Bedeutung: Die LBV-Ornithologin und Buchautorin Dr. Angelika Nelson erzählt im Interview, ob und wie die Vogelbeobachtung sie glücklich macht. INTERVIEW: MARKUS ERLWEIN  ISBN 978-3-99025-467-7 € 29,90 [A,D] Der Umwelt zuliebe unverpackt. Vögel zu beobachten und ihre Stimmen zu hören hat positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Man kann sich damit sogar heilen. Wenn wir Vögel bewusst beobachten, können wir Stress abbauen. Unser Immunsystem wird gestärkt. Angelika Nelson und Holly Merker stellen el vor, die man oft sieht. Man erfährt interessante n zur Vogelwelt und tritt in Beziehung zu Vögeln r Natur. Die eigenen Erlebnisse kann man in einem gebuch festhalten. gel d Über die Autorinnen Angelika Nelson, geboren in Wien, ist begeisterte Ornithologin. Ihre Liebe zur Vogelbeobachtung entdeckte sie während eines Auslandaufenthaltes an der Bangor Universität in Wales im Rahmen ihres Biologiestudiums. Holly Merker, geboren in Maryland, USA, ist Umweltpädagogin und Leiterin ornithologischer Exkursionen und Reisen. Sie hält Kurse bei der Umweltorganisation Audubon Society. Holly ist davon überzeugt, dass die achtsame Vogelbeobachtung ein Schlüssel zur geistigen und körperlichen Gesundheit ist. 63 Anleitungen zu kleinen Auszeiten im Alltag ANGELIKA NELSON & HOLLY MERKER nks zu Soundscapes, ojekten und mehr er Freya-Bücher-App lebendige Boten unserer Umwelt DIE KRAFT DER VOGEL BEOBACHTUNG Die Kraft der Vogelbeobachtung Angelika Nelson & Holly Merker 63 Anleitungen zu kleinen Auszeiten im Alltag Das Buch ist im LBV-Shop erhältlich, Art.-Nr. 127 060 01. LBV MAGAZIN 2|23 15

T H EMA FOTOS: ANDREAS HARTL, ZDENEK TUNKA, CHRISTOPH BOSCH, DR. CHRISTIAN STIERSTORFER Eine Freundin schrieb mir erst vor Kurzem aus Brasilien, wo sie ihre 7.500ste Vogelart gesehen hat. Sie reist in der Welt umher, um möglichst viele der weltweit über 10.000 Vogelarten zu entdecken und auf ihre life list (Lebensliste) zu setzen. Sie schließt sich dabei meist organisierten Gruppen an, die Reiseführern vor Ort im Land Arbeit bieten, und auch Geld in Naturschutzprojekte investieren. Und was geben Sie den Teilnehmenden Ihrer Vogelexkursionen weiter? Während meiner wissenschaftlichen Forschung wurde ich angeleitet, die Welt zu bestaunen, genau zu beobachten und Beobachtetes zu hinterfragen. Ich beschäftigte mich intensiv mit dem, was direkt vor mir lag. Dieses staunende Beobachten und Hinterfragen, was man sieht und hört, versuche ich heute an Teilnehmende bei Exkursionen weiterzugeben. Auch als Erwachsene können wir unsere Umwelt bewusst wahrnehmen und darüber staunen. So habe ich entdeckt, dass man Vogelbeobachtung einfach genießen und sich an jedem Vogel erfreuen kann, den man sieht, und Spaß dabei haben kann mit Gleichgesinnten in der Natur unterwegs zu sein. Klar freue ich mich immer noch im Winter eine Schwanzmeise zu entdecken, aber ich würde keine 30 Kilometer fahren, um eine zu sehen. Selbst wenn man schon sein Leben lang Vögel beobachtet, kann es sich lohnen, Vogelbeobachtung auf eine neue Art zu probieren. Wie genau erholen Sie sich durch Vogelbeobachtung? Vor allem, wenn ich ein Teil meiner natürlichen Umgebung werde, wenn die Vögel sich an mich gewöhnen und ihrem bunten Treiben nachgehen. Wenn ich an einen Ort komme, bin ich zuerst eine Fremde. Wir Menschen bewegen uns auffällig, die Vögel entdecken uns und begrüßen uns scheinbar lautstark. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Vögel sich gegenseitig warnen, dass ich in ihr Umfeld eingedrungen bin – oder sie verstummen wie im Fall der Spatzen. Sie sehen mich also zunächst als potenzielle Gefahr. Doch wenn ich dann ganz stillstehe, mich mit dem Rücken an einen Baum lehne und ruhig verharre, scheinen sie zu vergessen, dass es mich gibt. Sie gewöhnen sich an meine Anwesenheit und sie fressen und putzen sich und füttern ihre Jungen. Ich werde ein Teil dieses Treibens, genieße ihre Nähe und vergesse die Welt um mich herum. Wann finden Sie Zeit zur Vogelbeobachtung? Eigentlich immer und überall: auf dem Weg zur Arbeit, beim Spaziergang in der Nachbarschaft, im Wald, oder beim Blick aus dem Fenster im Zug. Arnulf Conradi beschreibt es in seinem Buch Zen und die Kunst der Vogelbeobachtung sehr passend: „Das Vogelbeobachten ist eher eine Lebensform als ein Hobby, man tut es eigentlich immer, man guckt stets nach Vögeln.“ Sie haben selbst auch ein neues Buch zu den Auswirkungen der Vogelbeobachtung geschrieben, das Erste zu diesem Thema auf dem deutschsprachigen Markt? Eigentlich hat meine US-amerikanische Kollegin Holly Merker mit Richard und Sophie Crossley ein Buch zu „Ornitherapy“ geschrieben. Ich war begeistert davon und habe es mit ihr ins Deut- „Auch als Erwachsene können wir unsere Umwelt bewusst wahrnehmen und darüber staunen“ In die Natur eintauchen mit einer Vogelexkursion einer LBV-Kreisgruppe. 16 LBV MAGAZIN 2|23

FOTO: DOUG NELSON sche übersetzt und für eine deutschsprachige Leserschaft umgeschrieben. Wir bieten darin Anleitungen, Vögel bewusst zu beobachten, sich Gedanken zu ihrem Verhalten zu machen, dabei zu entspannen und das Glück der Vogelbeobachtung zu genießen. Warum sollten die Menschen das Buch lesen? Wir hören ständig, dass es der Natur schlecht geht, Arten aussterben, Lebensräume verschwinden, und dass wir Menschen der Grund dafür sind. Ändern können wir das nur, indem wir uns anders verhalten. Doch Statistiken und rationale Argumente können Menschen nur bedingt zu einer positiven Verhaltensänderung gegenüber der Natur bewegen. Wir müssen erleben, wie eine Amsel ihr Junges großzieht, ein Braunkehlchen auf der Wiese rastet, bevor es weiter in den Norden zum Brüten fliegt, und wie ein Türkentäuberich seine Partnerin anbalzt. So baut man eine intensive Beziehung zur Vogelwelt und zur Natur um uns auf und will sie dann nicht mehr missen. Wir hoffen, dass die Leserinnen und Leser durch das Buch Vögel lieben lernen, sich durch Beobachtungen mit ihnen verbunden fühlen und sich für ihren Schutz einsetzen. Wir hoffen, dass eine intensive Beziehung zur Natur zu einem nachhaltigeren Verhalten gegenüber der Natur führen wird. Und Menschen sollen diese Liebe zur Vogelwelt und zur natürlichen Umwelt auch an andere weitergeben. Und wie kann jetzt jede und jeder sofort mit dieser Art der Vogelbeobachtung anfangen? Am besten beginnt man bei einem gemütlichen Spaziergang. Das kann überall sein, auch entlang einer Straße in der Stadt. Man sollte möglichst keine Erwartungen haben, sondern sich einfach überraschen lassen, was man sieht, hört und findet. Man beobachtet und horcht, ob man in der Nähe Vögel entdeckt. Wie viele verschiedene Vögel sind es? Man muss sie nicht bestimmen können, um Unterschiede zu bemerken, aber man nimmt ihre Vielfalt wahr. Einfach nur zuhören, zuordnen und genießen. Am besten schreibt man nach dem Spaziergang auf, wie man sich fühlt, was man erlebt und entdeckt hat. Wenn man den Spaziergang am nächsten Tag wiederholt, kann man dann vergleichen und merkt, was man Neues beobachtet. Und welche Wirkung hat dies dann bestenfalls? Wenn wir uns mit dem Leben von Vögeln und anderen Tieren beschäftigen, relativieren sich Dinge in unserem eigenen Leben. Wir bemerken vielleicht, was uns wichtig ist, fühlen uns geerdet und zentriert. Wir kommen in Kontakt mit uns selbst, wo wir sind: in unserem Körper, im Hier und Jetzt. Aktuelles vom Seniorenprojekt Das durch die Pflegekassen geförderte LBV-Präventionsprojekt „Alle Vögel sind schon da“ läuft nun seit über fünf Jahren, in mehr als 200 Senioreneinrichtungen werden seither ein bis mehrmals pro Woche an einer Futterstation Vögel beobachtet. Zahlreiche Materialien zur Vogelbeobachtung helfen den Senior*innen aktiv zu sein. Eine Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat gleich in den Anfangsjahren (2020) gezeigt, dass sich die Vogelbeobachtung positiv auf die Lebensqualität älterer Menschen auswirkt. LBV-Kreisgruppen sind eingeladen – sowohl bei der Auftaktveranstaltung wie auch danach – das Projekt zu unterstützen, den Heimen etwaige Fragen zu beantworten oder zu gegebenem Anlass, zum Beispiel der Stunde der Wintervögel, mit den Senior*innen gemeinsam Vögel zu beobachten und zu zählen. Gerne können sie auch neue Heime auf die Aktion ansprechen und zum Mitmachen begeistern. Kontakt: allevoegel@lbv.de KATHRIN LICHTENAUER Was war Ihr schönstes Erlebnis bei der Vogelbeobachtung? Schreiben Sie über Ihre schönste Vogelbeobachtung an: angelika.nelson@lbv.de Angelika Nelson bei der geruhsamen Vogelbeobachtung im Park. LBV MAGAZIN 2|23 17

T H EMA Türkentaube Rotkehlchen Mauersegler Blaumeise Singdrossel Zilpzalp Mäusebussard Hausrotschwanz Buntspecht Feldlerche Kohlmeise Buchfink Amsel 18 LBV MAGAZIN 2|23

LBV MAGAZIN 2|23 19 Es geschieht bei einem Spaziergang vor der Haustür, im Urlaub oder vielleicht bei einem Besuch bei naturinteressierten Bekannten, in der Kindheit oder im Erwachsenenalter: Plötzlich ist da dieser Moment, in dem man mit der Vogelwelt durch ein schönes Erlebnis in besonders engen Kontakt kommt. Vogel entdeckt – Herz verloren bringt es der Titel des neuen Buchs aus dem Kosmos Verlag auf den Punkt. Einmal von der Vogelwelt ergriffen, lässt einen die Faszination nicht mehr los. Mit dem Eintauchen in die Vogelbeobachtung öffnet sich die Tür zu einer bisher verborgenen Welt und es beginnt eine lebenslange Reise, auf der es immer Neues zu entdecken gibt. Plötzlich sind Vogelstimmen zu hören, die man bisher einfach nicht wahrgenommen hat, man findet Federn, Nester und Spuren und lernt von Tag zu Tag neue gefiederte Nachbarn kennen. Für diese Reise durch die Vogelwelt ist der LBV der perfekte Flugbegleiter. Verschiedenste Exkursionen, Aktionen und Projekte holen Vogelbegeisterte dort ab, wo sie mit ihrem Hobby gerade stehen. Wir als LBV haben uns das Wort „Mitmachverband“ auf die Fahnen geschrieben und legen daher besonderen Wert auf Projekte, bei denen alle mitmachen und gleichzeitig etwas bewirken können. Gefragt ist deshalb sowohl die praktische Mithilfe in den Kreisgruppen vor Ort, wie zum Beispiel bei der Biotoppflege, als auch die Beteiligung bei der Erfassung von Arten. Naturinteressierte Bürger (eng. citizens) melden ihre Beobachtungen und unterstützen den LBV bei der Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen (science). Die Palette ist vielfältig, von der Stunde der Wintervögel bzw. Gartenvögel über die Erfassung von Kleinspechten, aus dem Winterquartier zurückkehrenden Wiedehopfen oder dem ersten rufenden Kuckuck des Jahres. All diese gemeinsamen Meldeaktionen, sogenannte Citizen-Science-Projekte, wären für Einzelpersonen gar nicht durchführbar (siehe Seite 20). Vogelbeobachtung ist etwas Wunderbares. Auf kaum eine andere Weise kann sich jede und jeder so einfach an der Natur und ihrer Schönheit erfreuen. Doch wie kommt man dazu und wohin geht die Reise? FOTOS: VIKTOR OSWALD, ROSL RÖSSNER (2), RALPH STURM (4), DR. CHRISTOPH MONING, HERBERT HENDERKES, ALEXEY - STOCK.ADOBE.COM, MARKUS GLÄSSEL, FRANK DERER, HEINZ TUSCHL, ALEXEY TESTOV Die Stunde der Wintervögel bzw. Gartenvögel etwa lässt Rückschlüsse auf die Häufigkeit und den Artenreichtum von Vögeln im Siedlungsraum zu. Die Meldung von Wiedehopfen gibt Auskunft über die Zugwege dieser seltenen Art und durch die Erstbeobachtungen von Kuckucken werden Daten gesammelt, die Rückschlüsse zum Einfluss des Klimawandels auf die Vogelwelt ermöglichen. Eine intensivere Wahrnehmung der Umgebung und größere Achtsamkeit im Alltag sind die positiven Nebeneffekte unserer naturkundlichen Mitmachaktionen. Regelmäßig Teilnehmende der Stunde der Wintervögel bzw. Gartenvögel kennen signifikant mehr Vogelarten als andere Menschen. So liefern sie von Jahr zu Jahr verlässlichere Daten. Vögel zu beobachten geht sogar noch über die einfache Freude an den gefiederten Nachbarn hinaus. Inzwischen haben Wissenschaftler*innen festgestellt, dass sich die nähere Beschäftigung mit der Natur sogar direkt auf die psychische Gesundheit auswirkt (siehe Seite 12). Gerade in Krisenzeiten hilft die Beschäftigung mit der Natur enorm, Körper und Geist zu stabilisieren und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Im Mai geht es wieder los! Vom 12. bis 14. Mai 2023 findet dieses Jahr zum 19. Mal die Stunde der Gartenvögel statt und Sie sind herzlich eingeladen mitzumachen. Gleichzeitig läuft den ganzen Monat Mai das Citizen-Science-Projekt Dawn Chorus, in dem es darum geht, das Vogelkonzert im Morgengrauen mit dem Smartphone aufzuzeichnen. Ob Balkon, Garten oder Park um die Ecke: Es lohnt sich, früh aufzustehen. Mit der Dawn Chorus-App können direkt vor Ort einminütige Ausschnitte aus dem Morgenkonzert aufgezeichnet werden. Innehalten, den Sonnenaufgang und die singenden Vögel genießen – das perfekte Mikroabenteuer und ein überaus lohnender Stopp auf der Reise durch unsere Vogelwelt. Eine Reise durch die Vogelwelt „Meine ganz persönliche Empfehlung: 13 Vogelarten, deren Stimmen jede und jeder einfach erkennen kann!“ Unsere „gefiederten“ Mitmachprojekte

Diese beiden Projekte sind die größten Vogelzählungen in Bayern wie auch in ganz Deutschland. Da im Garten in der Regel nur die häufigsten heimischen Arten auftreten, sind beide Aktionen sehr gut für Laien und Hobby-Vogelbeobachter geeignet. An jeweils einem festgelegten Wochenende im Januar und im Mai kann jede und jeder zu einem frei gewählten Zeitpunkt eine Stunde lang Vögel erfassen und melden. Die beiden bundesweiten Langzeitstudien helfen uns, Trends und Veränderungen in Umwelt und Vogelwelt zu erkennen. Der Erfassungszeitraum liegt im Januar bzw. Mai. Die Meldung erfolgt über lbv.de. Beide Arten verbringen ihren Winter in Afrika und kommen ab April nach Bayern zurück. Während der Kuckuck häufig ist und vor allem über seinen Ruf wahrgenommen wird, ist der Wiedehopf eher ein seltener Gast, der aber aufgrund seines Aussehens sofort erkannt wird. Die beiden Aktionen haben unterschiedliche Ziele. Beim Kuckuck möchte der LBV herausfinden, ob sich die Ankunftszeit langfristig verändert und wo der Vogel in Bayern zu finden ist. Beim Wiedehopf geht es um die Erforschung des Zugwegs durch Bayern und die frühzeitige Erkennung möglicher Brutgebiete, in denen wir gezielt Maßnahmen für Schutz und Wiederansiedlung des prächtigen Vogels ergreifen können. Die Meldung beider Arten läuft jährlich ab April über lbv.de. Das gemeinsame Mitmachprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“, vom LBV in Bayern und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Hessen koordiniert, geht ins dritte und letzte Jahr. Im Rahmen des Projekts wurden Ehrenamtliche mit fortgeschrittener Artenkenntnis für die Erfassung des Kleinspechts geschult. Diese findet auf einer festgelegten Route statt. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, ob das Insektensterben einen negativen Einfluss auf den Bestand des Spechts hat. kleinspecht.de Die „Königsdisziplin“ der Mitmachprojekte spricht versierte Vogelbeobachter*innen an, die ehrenamtlich viermal im Jahr auf einer ein Quadratkilomenter großen Dauerbeobachtungsfläche alle Vogelarten kartieren. Die deutschlandweit einheitliche Erfassung wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) koordiniert. In Bayern wird diese vom LBV koordiniert und vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) finanziert. Die gewonnenen Daten werden regelmäßig vom DDA veröffentlicht. Sie dienen u.a. zur Beurteilung nachhaltiger Entwicklung durch die Bundesregierung und sind auch Bestandteil der Berichtspflichten im Rahmen der EU-Vogelschutzrichtlinie. lbv.de/dda-monitoring T H EMA Stunde der Wintervögel und Stunde der Gartenvögel Kleinspecht melden Monitoring häufiger Brutvögel Wiedehopf und Kuckuck melden Das Citizen-Science- und Kunstprojekt ist das erste dieser Art und das größte Mitmachprojekt zu Vogelstimmen in Deutschland. Zusammen mit dem Naturkundemuseum Bayern/BIOTOPIA LAB sammelt der LBV per Dawn Chorus-App jedes Jahr im Mai bayern- und sogar weltweit Vogelstimmenaufnahmen. Einfach einmal innehalten, den Klängen der Natur lauschen und sie aufnehmen. Ziel des Projekts ist es, Biodiversität anhand von Tonaufnahmen des Vogelkonzerts zu dokumentieren, um Veränderungen in der Umwelt erforschen zu können. Durch die Verknüpfung von Naturerleben, Wissenschaft und Kunst wollen die Kooperationspartner für die Natur begeistern, aber auch für Themen wie Biodiversitätsverlust und menschengemachten Lärm sensibilisieren. Dieses Jahr sind Teilnehmende unter dem Motto „Wohlbefinden durch Vogelbeobachtung“ aufgerufen, denselben Aufnahmeort immer wieder zum etwa selben Zeitpunkt aufzusuchen und den Vogelgesang aufzunehmen, gerne auch das ganze Jahr über. Die Vogelstimmen können am einfachsten mit der Dawn Chorus-App aufgenommen und hochgeladen werden. Mehr Infos unter: dawn-chorus.org Dawn Chorus: das Vogelkonzert am Morgen aufnehmen 20 LBV MAGAZIN 2|23

FOTOS: HERBERT HENDERKES (2), ZDENEK TUNKA, ANDREAS HARTL, HELMUT WELLER, ALEXEY TESTOV „Wir wünschen Ihnen viel Spaß auf Ihrer Reise mit uns durch unsere faszinierende bayerische Vogelwelt und freuen uns, wenn Sie mitmachen.“ Der Wert von CitizenScience-Projekten Citizen Science, auf Deutsch Bürgerforschung oder ehrenamtliche Forschung, ist modern. In den letzten 20 Jahren gab es tausende Projekte mit Millionen von Teilnehmenden weltweit, besonders viele auch im Bereich der Ökologie. Doch was ist der Charme der Bürgerbeteiligung aus Sicht der Forschung? Zunächst einmal ist es meist kostengünstig, Ehrenamtliche zu beteiligen, und es schafft oft eine riesige Stichprobe an Daten. Studien zeigen auch, dass diese Form der Beteiligung mehr öffentliche Wahrnehmung und Verständnis für Forschung fördert. Forschungsanliegen können so vermittelt werden, und mit etwas Glück lassen sich Botschaften wie „die Bedeutsamkeit von Artenkenntnis“ verankern. Dies fördert auch die Arbeit und das Ansehen der Forschung in der Gesellschaft, was wiederum Einfluss auf die politische Unterstützung und damit auf Forschungsförderung hat. Citizen-Science-Projekte werden gerne von Medien aufgegriffen. Das verstärkt den Effekt noch. Mit Themen wie zum Beispiel „Vogelstimmen“ kann die Kenntnis bei den Teilnehmenden verbessert werden. Dabei hilft diesen beispielsweise die Nutzung der App BirdNET, die mittels künstlicher Intelligenz und neuronaler Netze Vögel anhand ihrer Lautäußerungen bestimmt. Wichtig ist es aber auch, wissenschaftliche Standards zu definieren, die Beteiligten zu führen, zum Beispiel über Apps, und gewisse Plausibilitätsfilter einzubauen. Gelingt dies, hat man einen wahren Datenschatz gehoben. PROF. DR. VOLKER ZAHNER, HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF PHILIPP HERRMANN Teamleiter Monitoring Artenkenntnis und Citizen Science E-Mail: philipp.herrmann@lbv.de Zähl mit uns! vom 12. bis 14. Mai 2023 Was fliegt vor Ihrem Fenster? Vom 12. bis 14. Mai 2023 geht es um die Vögel in Ihrem Garten. Mitmachen ist einfach. Egal ob als Familie, Gruppe oder alleine: Zählen Sie Vögel und melden Sie uns diese! Wir werten die vielen tausend Beobachtungen aus. So helfen Sie, Neues über die Vögel in Bayerns Gärten herauszufinden. Auf unserer Webseite finden Sie das Meldeformular mit Bildern, die Live-Ergebnisse und eine Bildergalerie mit Fotowettbewerb. Machen Sie mit unter: stunde-der-gartenvoegel.lbv.de. Nutzen Sie die Online-Meldung oder den Meldebogen in der Heftmitte ! LBV MAGAZIN 2|23 21

FOTOS: DIETER NILS, HERBERT HENDERKES T H EMA Von Insekten zählen bis Igel melden – zahlreiche Aktivitäten beim LBV geben Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Natur vor der Haustür zu erleben. Verschiedene Mitmachaktionen laden das ganze Jahr über dazu ein, allein oder mit Gleichgesinnten verschiedene Tiere zu entdecken, dem LBV zu melden und sich damit für die bayerische Natur einzusetzen. VON FRANZISKA BACK Mittendrin statt nur dabei Igel in Bayern Um herauszufinden, wie der Igel in unserer heutigen Landschaft zurechtkommt, hat der LBV 2015 ein Bürgerforschungsprojekt gestartet. Stoßen Sie auf einen lebendigen oder toten Igel, melden Sie uns diesen unter igel-in-bayern.de oder über die Igel in Bayern-App. Aus den gesammelten Daten entwickelt der LBV gemeinsam mit Forschungseinrichtungen Schutzmaßnahmen. Schwalbenfreundliches Haus Schwalben gelten als Boten des Glücks. Wer Nistplätze in oder an Gebäuden bewahrt, darf sich nicht nur an den ums Haus kreisenden Mehl- oder Rauchschwalben erfreuen, sondern bekommt vom LBV auch eine Plakette, die den Schutz der gefiederten Frühlingsboten würdigt. Denn Nistplätze gibt es für sie immer weniger. Mit der Plakette machen Sie andere Menschen darauf aufmerksam, wie wichtig der Schutz von Schwalben ist. Vogelfreundlicher Garten Beerentragende Sträucher, heimische Blühpflanzen, Totholz und andere naturnahe Elemente bieten Vögeln und Insekten Nahrung und Lebensraum. Gemeinsam mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt (LfU) belohnt der LBV Menschen, die ihren Garten naturnah gestalten, mit der Plakette „Vogelfreundlicher Garten“. Ehrenamtliche Gartenjury-Aktive begutachten gemeinsam mit Ihnen Ihren Garten und machen Mut zu etwas mehr Wildnis. Wann: März bis Oktober Wann: in den Sommermonaten Wann: meist im Frühjahr und Sommer Melden auf: igel-in-bayern.de oder über die Igel In Bayern-App Bewerbung ganzjährig: vogelfreundlichergarten.de Bewerbung ganzjährig: lbv.de/schwalbenhaus Weitere LBV-Mitmachaktionen 22 LBV MAGAZIN 2|23

FOTOS: ANDREAS GIESSLER, RUDI LEITL, HEINZ TUSCHL, FRANK DERER Insektensommer Zweimal im Jahr kann jeder und jede das Summen und Brummen vor der eigenen Haustür dokumentieren. Suchen Sie sich einen Beobachtungsort, egal ob auf dem Balkon, im Garten, der Wiese oder dem Waldstück ums Eck: Welche Insekten flattern, kriechen oder krabbeln umher? Rund 33.000 Insektenarten tummeln sich in Deutschland. Für uns Menschen und die Natur sind sie alle enorm wichtig. Und wer Insekten und ihren Lebensraum kennenlernt, kann sie besser schützen. Mit dieser Botschaft laden der LBV, sein bundesweiter Partner NABU und die Plattform naturgucker.de dieses Jahr zum sechsten Mal ein, beim Insektensommer mitzumachen. Batnight Faszinierend und schützenswert: Es gibt zahlreiche Gründe, warum es sich lohnt, sich mit den rund 25 heimischen Fledermausarten auseinanderzusetzten. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die Europäische Fledermausnacht. Mit Taschenlampen und Bat-Detektoren können Sie bei bayernweit organisierten LBV-Veranstaltungen gemeinsam mit Experten und Expertinnen die Welt der „fliegenden Kobolde“ für sich entdecken. BirdWatch Jedes Jahr im Herbst haben Vogelbegeisterte im Rahmen des europaweiten BirdWatchWochenendes die Gelegenheit, auf zahlreichen LBV-Exkursionen den Vogelzug hautnah mitzuerleben. Alle Beobachtungen können Sie auf ornitho.de melden. Ziel der Aktion ist es auch, mögliche Veränderungen im Zugverhalten der Vögel zu erkennen. Vogel des Jahres Seit 1971 küren LBV und NABU jährlich gemeinsam den Vogel des Jahres. Die Auszeichnung soll auf die Gefährdungen der Vögel und ihrer Lebensräume aufmerksam machen. Seit dem 50. Jubiläum der Aktion im Jahr 2021 können alle Teilnehmenden ihren Favoriten des Jahres aus fünf Kandidaten auswählen, welche die Vogelexperten und -expertinnen der beiden Verbände vorher aus den über 300 in Deutschland lebenden Vögeln ausgesucht haben. Jede Vogelart steht stellvertretend für ein Naturschutzthema. Im Jahr 2023 flatterte das Braunkehlchen an die Spitze. Wann: 26. und 27. August 2023 Wann: 2. bis 11. Juni und 4. bis 13. August 2023 Wann: 1. September bis 5. Oktober 2023 Wann: erstes Oktoberwochenende Alle Veranstaltungen: lbv.de/batnight Melden auf: lbv.de/insektensommer Informationen: lbv.de/vogeldesjahres Alle Veranstaltungen: lbv.de/birdwatch LBV MAGAZIN 2|23 23

RkJQdWJsaXNoZXIy NDEzNzE=