VOGELSCHUTZ 4-18

4|18 VOGELSCHUTZ 15 aum ein Vogel prägt unsere offene Kulturlandschaft mehr als die Feldlerche. Ihr trillernder Gesang, den sie meist im lang andauernden Rüttelflug vorträgt, begeistert seit jeher nicht nur Naturschützer und Vogel- freunde. Sie hat einen festen Platz in unserer Literatur und unserem Liedgut. Die Feldlerche ist in fast ganz Europa bis nach Asien heimisch. Sie lebt überall dort, wo der Boden locker bewachsen und nicht allzu feucht ist. Bäume, Sträucher oder gar Wald mag sie gewöhnlich nicht in ihrer un- mittelbaren Umgebung, dafür aber eine artenreiche Vegetation. Doch die Feldler- che ist heute wie viele andere Feldvogel- arten in weiten Teilen Europas bedroht. So sanken ihre Bestände in Deutschland nach Erhebungen des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) zwischen 1998 und 2015 um 38 Prozent, sodass sie mittlerweile in der Kategorie „gefährdet“ in der Roten Liste der Brutvögel Bayerns gelistet ist. Ohne Schutzmaßnahmen könnte sie schon in wenigen Jahren zu den vom Aussterben bedrohten Vögeln gehören. Diese alarmierende Entwicklung ist im Wesentlichen auf die heutige Landwirtschaft zurückzuführen, die vielfältige Biotopstrukturen immer häufiger zugunsten von monoto- nen Acker- und Grasflächen umwandelt. Die Vergrößerung der Schläge, die immer intensivere Bewirtschaftung und Monokulturen, insbesondere Mais und Wintergetreide, ver- wandeln unsere Kulturlandschaft und ihren Lebensraum in eine Ödnis. Der Bruterfolg der Feldlerche ist in einer solchen Umgebung entsprechend gering. Das Weibchen brütet zwar bis zu dreimal jährlich und legt dabei drei bis fünf dunkelgrau bis olivbraun oder braun gefleckte Eier in ein Nest am Boden. Aufgrund der zu rasch und zu dicht heranwachsenden Kultu- K ren ist aktuell meist aber nur noch die erste Brut erfolgreich, der Bruterfolg der Zweit- oder Drittbrut bleibt aus. Daneben werden zahlreiche intensiv bewirtschaftete Grünländer un- ter massivem Einsatz von Düngemitteln zu häufig und das in immer kürzeren Abständen gemäht, sodass auch dort viele Bruten der Feldlerche keinen Nachwuchs produzieren. Hinzu kommt, dass Insekten – die Hauptnah- rung der Feldlerche im Sommer – auf- grund von Düngemitteln und Pestiziden auf Äckern und Wiesen knapp werden. Doch noch ist es nicht zu spät. Ver- braucher können durch den Kauf von Produkten aus dem biologischen An- bau Landwirte unterstützen, die eine schonendere Bewirtschaftung betrei- ben und so der Feldlerche Platz zum Überleben lassen. Und auch im konventionellen Landbau ließen sich durch faire Marktpreise negative Entwicklungen wie die zunehmende Intensivierung der Landnutzung abmildern oder sogar um- kehren. Vor allem durch die Änderung der landwirtschaft- lichen Förderrichtlinien auf nationaler und europäischer Ebene mit einer stärkeren Kopplung der Förderung an öko- logische Leistungen könnten große Teile der struktur- und artenreichen Lebensräume in unserer Kulturlandschaft erhalten werden. Denn die Feldlerche findet nur in reich struk- turierter Landschaft geeignete Brutplätze, ausreichend Nahrung und Schutz. Blühende Ackerrandstreifen und Brachflächen sind für sie von großer Bedeutung. Der Erhalt derar- tiger Strukturen käme nicht nur ihr zugute, sondern auch allen anderen Feldbewohnern und dem Menschen.  Das Problem ist der aus- bleibende Bruterfolg der Zweit- und Drittbruten der Feldlerche Der Lebensraum der Feldlerche: eine offene, weitgehend baumfreie Landschaft mit einem Mosaik aus verschiedenen An- baukulturen. Ideale Vegetationsstruktur: Hier kann sich die Feldlerche gut fortbewegen und ist zu- gleich geschützt. JULIA ZARFL LBV-Infoservice E-Mail: infoservice@lbv.de FOTOS: FRANK DERER, HARTWIG BRÖNNER, DR. CHRISTOPH MONING

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