LBV magazin 2-24

NAJU Zusammen sind nicht nur Buchseiten, sondern auch die Bewohnenden von Lebensräumen „stärker“ und stabiler, um Einflüssen und Gefahren zu trotzen. Vielfalt, viel+falt. Wenn man etwas faltet, sind die einzelnen Teile eng beieinander, sie stehen in direktem Austausch. Bei der Vielfalt sind also viele „Dinge“ eng zusammen. Das können wir draußen in allen Lebensräumen erleben, zumindest in denen, die noch weitgehend intakt sind. Beim Blick in einen Wald gleicht kein Baum dem anderem, unter jedem sieht der Boden etwas anders aus, auf jedem Zentimeter leben unterschiedlichste Pflanzen, Tiere und Pilze, von den Wurzelspitzen tief im Erdreich bis oben in die höchsten Kronenbereiche. Tauchen wir ab in einen Bach, geben die Steinchen am Boden die Struktur, jeder Stein ist einzigartig und bietet unterschiedliche Strömungsverhältnisse, Nährstoffe und Oberflächenstrukturen – an, auf, unter jedem und zwischendrin leben, wie im Wald, ganz spezielle Tiere und Pflanzen. Eine unfassbare Vielzahl an Lebewesen auf einem Quadratmeter Bach oder Wald, Fels oder Wiese! Die große Zahl von Arten einer bestimmten Gruppe oder eines bestimmten Lebensraums stellen wir meist in Bestimmungsbüchern dar, um sie besser vergleichen und unterscheiden zu können. So wird die Vielfalt in einem Buch gefaltet. Schnell kann es beim unvorsichtigen oder eiligen Blättern passieren, dass eine Seite reißt – die einzelne Seite ist empfindlich wie die einzelne Art, die auf ihr dargestellt ist. Aber gemeinsam sind die Arten aus unserem Buch megastark: So ein Buch mit etlichen hundert Seiten ist stabil und kraftvoll, du kannst es nicht zerreißen, du kannst dich draufstellen, wenn du es an den Kopf bekommst, tut es weh. Genauso ist es bei einer Wiese: Besteht sie nur aus ein oder zwei verschiedenen Gräsern, bietet sie nicht nur wenig Lebensraum für andere Lebewesen, sie ist schwach! Sie kann nur unter ganz bestimmten Bedingungen existieren, zu viel Regen, zu große Hitze oder irgendjemand, dessen Leibspeise diese Gräser sind, führen zu großen Problemen und im Nu ist die Wiese „kaputt“. Einer gesunden, artenreichen Wiese – oder besser: Weide – kann das so nicht passieren. Sie besteht vielleicht aus 50 bis 100 unterschiedlichen Gräser- und Kräuterarten und wird von mehreren hundert Insektenarten, Bodenlebewesen, Pilzen, Vögeln bewohnt. Diese Lebensgemeinschaft ist wie ein Buch auch viel „stabiler“ und kann mit vielen Einwirkungen zurechtkommen. Biologische Vielfalt findet überall statt und arbeitet überall zusammen. Wie Bücher von Wald und Wiese, Moor und Bach, Berg und Meer inhaltlich zusammenhängen, so stehen auch die Lebensgemeinschaften miteinander im Austausch – und das nicht nur im sichtbaren Bereich! Lebensräume und Lebewesen ILLUSTRATIONEN: HARIET ROTH Dies ist ein Auszug aus dem Leitartikel des neuen NAJU-Magazins Wildwuchs. Den vollständigen Artikel gibt es hier: wildwuchs.naju-bayern.de/ artikel/die-kraft-der-vielfalt DIE KRAFT DER VIELFALT RICHARD FISCHER Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Fürth E-Mail: richard.fischer@lbv.de 34 LBV MAGAZIN 2|24

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