LBV magazin 2-24

FOTOS: FRANZISKA BACK (5), GABRIELE NEUBERT REPORTAGE und ich jeden Tag Naschtouren durch den Garten und probieren uns durch, von Bärlauch bis Gundermann“, entgegnet Neubert. Und noch etwas fällt dem Bewertungs-Duo sofort auf: Ein mächtiger Mammutbaum in der Mitte des Grundstücks. „Der Baumpfleger hat mir gesagt, das ist der höchste Baum im Ort“, erläutert Gabi Neubert der staunenden Jury. „Oben hat die Elster ihr Nest, am Stamm sehe ich immer wieder den Kleiber laufen und die Eichhörnchen fühlen sich da auch wohl.“ Das glauben ihr Güllich und Bollmann sofort und zücken die Handys für ein paar Bilder des 83 Meter hohen Kolosses. Auch nach so vielen Gärten gibt es immer wieder außergewöhnliche Entdeckungen, die dem Team imponieren. Auf insgesamt 1.600 Quadratmetern hat sich Gabi Neubert eine naturnahe Oase geschaffen. So viel Platz haben selbst im ländlich geprägten Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim die wenigsten Menschen, um sich zu verwirklichen, weiß die Jury. Umso mehr freuen sich die beiden Frauen, dass die junge Gartenbesitzerin ihre große Fläche nutzt, um verschiedenen Arten einen Lebensraum zu bieten. „Einmal habe ich einen Siebenschläfer schreien gehört, das hat mich wahnsinnig gefreut“, erinnert sich Neubert. Erlebnisse wie dieses zeigen ihr, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Im hinteren Teil des Gartens entdeckt die Jury einen großen Haufen aus Reisig. „Ich fahr nichts fort, das bleibt alles irgendwo auf dem Grundstück“, erläutert Neubert. Gut so, finden die Bewerterinnen: „Der Igel schreit: Juhu!“, ist sich Ruth Güllich sicher. Für Jubel sorgt auch ein kleines Becken in dem etwa 30 Zentimeter tief das Wasser steht und einen Lebensraum für zahlreiche Arten bietet. Frösche und andere Amphibien seien bisher zwar keine da, aber besonders Libellen würden sich hier im Sommer wohlfühlen. Genauso wie Mücken und andere Insekten, die den Vögeln wiederum als Futter dienen. Neben dem alten Baumbestand und den Sämereien ist das sicherlich einer der Gründe, warum sich hier regelmäßig so viele gefiederte Gäste tummeln. Auf einer Liste hat sich Gabi Neubert aufgeschrieben, welche Vögel sie im Jahresverlauf in ihrem Naturgarten beobachten kann: verschiedene Meisen, Amsel, Mönchsgrasmücke, Star, Zaunkönig, Stieglitz und Heckenbraunelle stehen unter anderem auf der Liste. Ungewöhnlichere Gäste wie der Kleinspecht schauen sich ebenso um. Auch wenn Letzterer Gabi Neubert kürzlich beinahe in den Wahnsinn getrieben hatte, als er gegen die Fassade des Hauses hämmerte. „Das Holzhaus klingt anscheinend lecker“, erklärt sie sich den Vorfall. Inzwischen verausgabe er sich aber lieber wieder an dem zahlreichen Totholz im Garten. Und falls er hier brüten mag, hat die Gartenbesitzerin dem Trommler jetzt sogar einen speziellen Spechtkasten aufgehängt. Auch andere Nistkästen finden die Gartenbewerterinnen auf dem Grundstück. Ein weiterer Pluspunkt: der offene Kompost. Er gehört zwar nicht zu den Kriterien, die zwingend notwendig sind, um die Auszeichnung zu erhalten, fließt aber positiv in die Bewertung ein. Denn so ein Kompost ist eine wahre Speisekammer für Vögel, gerade wenn dort in den kälteren Monaten zahlreiche Würmer, Larven, Raupen und andere Insekten überwintern. Ein Pluspunkt ist auch der Efeu, der sich an dem kleinen Gartenschuppen zunächst hinaufschlängelt und auf dem Dach üppig wuchert. „Der darf auch blühen und Früchte tragen, sehr schön“, freut sich Ruth Güllich unter zustimmendem Nicken ihrer Co-Bewerterin. Etwas Wildnis geht überall Die beiden Frauen sind ein sichtlich eingespieltes Team. Während Christine Bollmann ruhig und mit wachem Auge jeden Baum begutachtet, übernimmt „Man braucht einen Traum. Und dann muss man einfach loslegen.“ 18 LBV MAGAZIN 2|24 1 2

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