LBV magazin 2-24

LBV MAGAZIN 2|24 17 FOTO: FRANZISKA BACK Als zwei von bayernweit rund 500 ehrenamtlichen Gartenjury- Mitgliedern sind Ruth Güllich und Christine Bollmann von Frühling bis Herbst in den Gärten des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim unterwegs, um sie als „vogelfreundlich“ zu zertifizieren. Ein Ausflug in eine wilde Oase in Mittelfranken. Hier wohnt jemand, der naturnah und kreativ ist. Das weiß Ruth Güllich bereits, bevor sie den Garten von Gabi Neubert in der Gemeinde Markt Erlbach in Mittelfranken betreten hat. Schon oft ist ihr das Grundstück mitten im Ort im Vorbeifahren aufgefallen, besonders wegen des selbstgemachten Weidenzauns vor dem Haus und der mächtigen alten Bäume, die schon von Weitem zu sehen sind. Umso größer ist die Freude, dass sie gemeinsam mit ihrer Gartenjury-Kollegin Christine Bollmann heute einen Blick hinter das Gartentürchen werfen darf. Bereits das dritte Jahr in Folge tingeln die beiden Frauen durch den Landkreis Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim und zeichnen Gärten mit der Plakette „Vogelfreundlicher Garten“ aus. „Das hier ist Nummer 32, ich habe mitgezählt“, erklärt Ruth Güllich und steuert strahlend auf die junge Gartenbesitzerin zu, die die Jury bereits erwartet. Ohne große Vorreden geht es los. Mit den Gartenbesitzenden warm zu werden oder das Gespräch in Fahrt zu bringen, damit hatte das Bewerterinnen-Duo bisher noch keine Probleme. „Wenn man sich für das Gleiche begeistert, hat man immer was zu reden“, sagt Güllich. Pluspunkte für Unordnung Direkt vor dem Haus fallen den beiden Bewerterinnen die verblühten Stauden auf, die dort auch jetzt im zeitigen Frühjahr noch stehen: Wilde Möhre, Thymian und Karde. Was für Ahnungslose unordentlich aussehen mag, zaubert Ruth Güllich und Christine Bollmann ein Lächeln ins Gesicht. Strukturen wie diese sind genau das, nach dem sie heute Ausschau halten. Denn da, wo die Natur sich entfalten darf, fühlen sich auch Vögel, Insekten und andere Tierarten wohl. „Ach, und die Hauswurz wächst, der ist es bei mir immer zu feucht“, stellt Ruth Güllich fest und blickt auf ein kleines grün-lila Gewächs mit dicken Blättern. „Bestimmt, weil das halt ein magerer Standort ist“, überlegt sie laut. Für sie und Bollmann gibt es in jedem Garten auch Inspiration für das eigene Reich. Kaum einen Garten verlassen die beiden ohne eine neue Idee oder ein Tütchen mit Samen einer besonders schönen oder ihnen bisher unbekannten Pflanze. „Es ist immer ein Weitergeben und Selbst-was-Mitnehmen“, sind sie sich einig. Den Gartenzaun entlang an einer Reihe aus dutzenden alten Baumstümpfen führt Gabi Neubert die Jury um das Haus herum. „Wie finden die Nachbarn den Garten?“, fragt Ruth Güllich, wohlwissend, dass ein naturnaher, wilder Garten bei den umliegenden Grundbesitzenden nicht immer auf Begeisterung stößt. „Ach, ich habe das Grundstück von meinen Eltern übernommen, der Garten war schon immer so, die kennen das nicht anders“, antwortet Neubert. Die Plakette will sie nicht, um sich für irgendetwas zu rechtfertigen. „Aber ich will zeigen, dass das keine Unordnung, sondern genau so gewollt ist.“ Blütenmeer und Baumparadies Hinter dem kleinen Haus eröffnet sich den beiden Bewerterinnen ein echtes Naturparadies. Ein Blütenmeer aus zartlila Krokussen und Schneeglöckchen erstreckt sich auf weiter Fläche, in der Luft liegt der würzige Geruch von Knoblauch. „Ah, Bärlauch“, stellt Ruth Güllich fest. „Ja, wenn es jetzt grün wird, machen meine Tochter Zartes Blütenmeer zwischen Totholz: Im Garten von Gabi Neubert darf Natur Natur sein.

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