LBV magazin 2-24

10 LBV MAGAZIN 2|24 S T ATNHDEPMUAN K T DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER Endlich wieder Frühling! Jede Jahreszeit hat ihre Reize und Besonderheiten, aber der Frühling ist schon etwas ganz Besonderes. Wie habe ich mich auf die erste singende Amsel auf dem Dachfirst gefreut, die ersten auf ihren Nistkästen sitzenden Stare und – ganz besonders – die erste über die Trockenmauer in unserem Garten huschende Zauneidechse! Endlich wieder jede Menge Farbe, Stimmen und Leben – aber irgendwie ein wenig zu früh: Apfelbaum- und Löwenzahnblüte bereits Anfang April, zahlreiche Zugvögel in ihrem Brutgebiet bereits einige Wochen vor dem langjährigen Mittel, hochsommerliche Temperaturen vor Mitte April und sogar überwinternde Wanderfalter wie Admirale. Wir sind mitten im Klimawandel, das wird immer offensichtlicher. Unsere Natur wird sich dramatisch verändern. Schmetterlinge Etwas ganz Besonderes sind auch die ersten Schmetterlinge im Jahr: Zitronenfalter oder Tagpfauenauge, Aurorafalter oder ein kleiner Kohlweißling, vielleicht sogar ein Admiral. Eigentlich sind Admirale, wie beispielsweise auch Distelfalter, Wanderfalter, die jeden Frühsommer im Mai und Juni aus dem Süden bei uns eintreffen und deren Nachkommen sich im Herbst wieder auf den Weg nach Süden machen. So war es seit Menschengedenken. In durch den Klimawandel zunehmend milden Wintern schaffen es immer mehr Admirale, bei uns zu überwintern. Diese Tiere fliegen dann schon im März und April. Ein neues Phänomen. Mit unserem bürgerwissenschaftlichen Projekt „Falter im Fokus“ möchten wir diese Entwicklung verfolgen. Bitte melden Sie uns Ihre Beobachtung von Admiral, aber auch Taubenschwänzchen und Schwalbenschwanz (siehe Seite 12). So helfen Sie uns herauszufinden, wie der Klimawandel unsere heimischen Falter beeinflusst. Vogelfreundlicher Garten Unser ausgesprochen erfolgreiches Projekt „Vogelfreundlicher Garten“ geht in die nächste Runde. Zusammen mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum am Landesamt für Umwelt (LfU) zeichnen wir nach festen Kriterien Gärten aus, die ganz besonders vogelfreundlich sind. In den vergangenen Jahren haben die über 600 geschulten Gartenbewerterinnen und -bewerter, alle übrigens ehrenamtlich tätig, über 3.500 Gärten ausgezeichnet. Heuer versuchen wir, den Wert 5.000 zu knacken! Rote Linien im Naturschutz Erschrocken sind wir über Vorschläge, zwei Flächen mit einer Ausdehnung von insgesamt 17 Hektar aus der nutzungsfreien, streng geschützten Kernzone des Nationalparks Bayerischer Wald herauszunehmen, um sie in die Managementzone des Nationalparks zu überführen, damit dort eine Borkenkäferbekämpfung durchgeführt werden kann. Warum aber verteidigt der LBV hier, fast mit Zähnen und Klauen, die Unantastbarkeit der Kernzone? Der naturschutzfachliche Wert dieser Schutzzone liegt darin, egal was passiert, nicht einzugreifen, nicht zu managen, sondern nur zu beobachten, zu dokumentieren und zu lernen. In einer Nationalparkkernzone können wir wunderbar lernen, wie sich der Wald entwickelt, wenn der Mensch sich heraushält. Försterinnen und Förster sagen mir oftmals, dass wir nicht wissen, wie unser Wald, bedingt durch die Klimakatastrophe, in 30 oder 40 Jahren aussehen wird. In der Kernzone eines Nationalparks können wir genau dies erfahren. Nach dem Borkenkäferschaden in der Kernzone im alten Teil des Nationalparks, beispielsweise Mitte der 1990er Jahre zwischen Lusen und Rachel, haben wir gelernt, dass nach dem Absterben recht homogener Fichtenbestände ein neuer, sehr vielfältiger Wald nachwächst. Hätten wir damals einSTANDPUNKT unantastbar Manches ist Wir können von der Kernzone des Nationalparks lernen

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