LBV magazin 1-24

16 LBV MAGAZIN 1|24 T H EMA FOTOS: NORBERT KAPPENSTEIN, LISA SCHENK Woher wissen Kiebitze, welcher Brutplatz geeignet ist? Für die Brutplatzwahl im zeitigen Frühjahr, wenn noch nicht erkennbar ist, wie dicht und hoch die Vegetation sein wird, ist oftmals die Bodenfarbe eine Orientierungshilfe. Der Kiebitz bevorzugt erdige Farbtöne gegenüber lebhaft grünen. Auch die Bodenfeuchte ist ein Indikator für einen geeigneten Brutplatz. Auf anmoorigen Stellen, Überschwemmungsflächen oder staunassen Böden ist der Bewuchs im Frühjahr geringer als auf Intensivwiesen. geht. Diese liegen bei unseren bayerischen Kiebitzen in der Regel in süd- und westeuropäischen Ländern wie Spanien, Portugal und Frankreich. Auch hier verweilen sie in Gebieten mit flachen Wasserstellen und feuchten Bereichen, wie sie zum Beispiel das Ebrodelta in Spanien bietet. Mit zunehmend milderen Winter haben sich jedoch in den vergangenen Jahren die Zugwege verkürzt. Bejagung In manchen europäischen Überwinterungsgebieten werden Kiebitze trotz der starken Bestandsrückgänge immer noch bejagt. Aufgrund von Meldungen toter, beringter Kiebitze ist klar, dass bayerische Kiebitze in Westfrankreich überwintern und dort sterben. Auch in Spanien, Italien, Griechenland und Malta wird der Kiebitz bejagt. Die Anzahl erlegter Kiebitze in Frankreich ist in den letzten Jahren stark rückläufig. Studien zeigen, dass die Hauptursache für den Rückgang der Kiebitze in Mitteleuropa nicht die Bejagung, sondern der zu geringe Bruterfolg ist. In Bayern stark gefährdet Die Veränderungen unserer Landschaft haben dazu geführt, dass trotz der Anpassungsfähigkeit des Vogels unsere bayerischen Bestände kaum noch in der Lage sind, sich zu halten. So hat der Bestand der Art in Bayern in den letzten 25 Jahren um 90 Prozent abgenommen. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, da der voranschreitende Klimawandel die vorhandenen Probleme weiter verschärft. Dazu kommt, dass die geschwächten kleinen Bestände stärker unter Verlusten durch Beutegreifer leiden. Forderungen zum Schutz Eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Kiebitz zu schützen, ist es, naturnahe Lebensräume durch die Renaturierung von Auen und Niederungen, die Wiedervernässung von Feuchtwiesen sowie durch angepasste landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Auch die intensive Überwachung bekannter Brut- und Rastplätze ist von Bedeutung. Da der angestammte Lebensraum des Kiebitzes durch intensive menschliche Eingriffe, beispielsweise die zunehmende Bebauung, die Einengung unserer Flüsse und die Nutzbarmachung ehemals ungeeigneter Standorte für die Ackerwirtschaft in großen Teilen verloren gegangen ist, besiedelt er in Bayern heute zum überwiegenden Teil Ackerflächen. Hier lässt er sich am liebsten dort nieder, wo im Frühjahr allenfalls lückiger Bewuchs zu finden ist oder die Flächen frisch eingesät wurden. Daher sind gerade für diese Flächen Managementkonzepte zu etablieren, um Brutverluste zu vermeiden. VERENA AUERNHAMMER Leitung Wiesenbrüter- und Feldvogelschutz E-Mail: verena.auernhammer@ lbv.de Die Bestandszahlen des Kiebitz gingen in den letzten Jahren stark zurück. Früher häufig – heute eine Art der Roten Liste 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 300 285 255 221 234 233 255 214 177 215 151 139 125 127 111 110 100 85 105 91 80 81 74 59 62 71 68 63 57 56 0 50 100 150 200 250 300 Dachverband Deutscher Avifaunisten (2022) Dargestellt ist der Index der Bestandsentwicklung relativ zum Jahr 2006 (= 100 %) für den Zeitraum 1990–2019

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