LBV magazin 1-24

14 LBV MAGAZIN 1|24 T H EMA FOTOS: GUNTHER ZIEGER, MARCUS BOSCH chen. Häufig wechselt der Kiebitz dabei den Standort, um es an einem anderen Fleck neu zu versuchen. Die Brutzeit der Kiebitze zieht sich deshalb bis in den Juni – entweder ist es dann gelungen, mindestens ein Küken groß zu ziehen, oder das erfolglose Brutpaar muss seine Anstrengungen auf die nächste Saison verschieben. Wasser marsch! Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg der Jungenaufzucht ist darüber hinaus das Nahrungsangebot im Umfeld der Brutplätze. Kiebitze ernähren sich vorwiegend von kleinen Insekten und deren Larven sowie von Würmern und Schnecken, die sie überwiegend vom Boden aufnehmen. Sie sind besonders auf feuchte bis nasse Böden angewiesen, damit sie und vor allem ihre Jungen in den weichen Böden nach Nahrung stochern können. Aus diesem Grund sind die Kiebitz-Familien mit am stärksten vom Wandel unserer Kulturlandschaft betroffen. Durch die zunehmende Entwässerung, den intensiven Insektizid- und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft sowie die klimatisch bedingte Zunahme der Trockenheit verschwinden ihre Lebensräume. Je weiter die Strecken sind, welche die Elterntiere mit den Küken zurücklegen müssen, um geeignete Nahrungsplätze zu finden, desto geringer ist die Chance, dass die Küken zu gesunden flugfähigen Jungvögeln heranwachsen. Feuchte Böden mit wasserführenden Mulden und Seigen sind daher ein wichtiges Qualitätsmerkmal eines Kiebitz-Lebensraums. Reise in den Süden Bereits Ende Juni beginnen sich die Vögel zu sammeln. Insbesondere die Jungvögel lassen sich dann in Gruppen beobachten, in denen sie von einem Futterplatz zum nächsten wechseln, bevor es für sie in die Überwinterungsgebiete während der Brut einen guten Überblick und freie Sicht, um Fressfeinde früh zu entdecken. Durch die wirkungsvolle Tarnung der Eier sind die Nester in der lückigen Vegetation nur schwer zu finden. Dichte, schnellwüchsige Wiesen meidet der Kiebitz zur Brutzeit. Ein Nest am Boden Ab Mitte März beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Das einfache Nest wird vom Männchen im Erdreich geformt und vom Weibchen mit ein paar zusätzlichen Halmen vervollständigt. In der Regel besteht das Gelege aus vier Eiern, die rund vier Wochen bebrütet werden. Nach dem Schlupf sind die Küken vom ersten Tag an selbst für ihre Nahrung verantwortlich. Die Eltern bleiben dabei immer in der Nähe, warnen vor Gefahren und hudern, das heißt wärmen die Küken noch gute zwei Wochen. Das Gefieder der Küken, das sogenannte Dunenkleid, schützt sie nicht ausreichend vor kalter und nasser Witterung, weswegen während der Nahrungssuche immer wieder Pausen zum Aufwärmen eingelegt werden. Wenn alles gut geht, sind die Jungen nach rund eineinhalb Monaten flügge. Häufig gehen die Gelege aber in der Brutphase verloren, da dem Kiebitz, wie den meisten Bodenbrütern, viele Gefahren drohen. Die Nester sind zwar gut getarnt, Bodenräuber wie Fuchs und Marder haben dennoch gute Chancen, die Gelege aufzuspüren. Da die Neststandorte oft nur schwer zu entdecken sind, geraten viele Gelege bei der Einsaat unabsichtlich unter Bearbeitungsgeräte und werden zerstört. Ist es zu Beginn der Brutzeit zu kalt oder werden die Tiere häufig gestört, kann es ebenfalls sein, dass der Kiebitz Gelege verliert oder aufgibt. In diesem Fall kann er ein zweites und sogar ein drittes Gelege, ein sogenanntes Nachgelege, anlegen, um den Verlust auszugleiDie Küken müssen anfangs noch regelmäßig von den Eltern gewärmt werden. Feuchte Böden und wasserführende Mulden sind für Kiebitze lebenswichtig.

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